Wo ist eigentlich Bullerbü? Und kann man da hinfahren? Ja, kann man. Nur heißt Bullerbü nicht Bullerbü sondern Sevedstorp. Der Zwergenort liegt in der Nähe von Vimmerby, der schwedischen Kleinstadt in der Astrid Lindgren geboren und aufgewachsen ist. Für mich ist Bullerbü aber mehr als einfach nur ein Ort. Vielmehr beschreibt es ein Gefühl, nämlich die große Sehnsucht nach ein bisschen heiler Welt, und ein wenig von diesem Gefühl steckt wohl in uns allen. Dass Astrid Lindgren den Sehnsuchtsort Bullerbü erschaffen hat, musste wohl so kommen, schließlich schöpfte sie selbst ihre große Kraft aus einer glücklichen und unbeschwerten Kindheit und dem starken Gefühl von Geborgenheit und Freiheit.
Heute möchte ich Dich wieder in klein wenig in meinen schwedischen Sommer entführen. Nachdem es hier kürzlich schon ein paar Einblicke in unseren Sommer in Westschweden gab, nehme ich Dich heute mit nach Bullebü, genauer gesagt in die schöne Welt der beliebten schwedischen Kinderbuchautorin. Dieser Post steckt voller Bilder und persönlicher Eindrücke und ich hoffe sehr, dass ich die besondere Magie dieser 3 außergewöhnlichen Sehnsuchtsorte auch für Dich ein wenig greifbar machen kann…
Unsere erste Station auf der Reise in Astrid Lindgrens Welt ist Vimmerby, ihre Geburtsstadt. Im Norden von Småland liegt das beschauliche Städtchen, das sich auch in vielen von Astrid Lindgrens Geschichten wiederfindet. Pipi Langstrumpf, Kalle Blomquist, Madita und Lotta sind alle in ihren Geschichten schon durch die Gassen der Kleinstadt gewandelt, haben Bonbons gekauft, den Arzt besucht und viele Streiche ausgeheckt. Im Sommer tummeln sich hier also in erwarteter Weise sehr viele kleine und große Astrid Lindgren Liebhaber.
Auch wir beschließen einen Spaziergang durch Vimmerby zu machen um dann später den wichtigsten Ort ihrer Kindheit zu besuchen, ihr Geburtshaus sowie das zugehörige Kulturzentrum „Astrid Lindgrens Näs“.
Schon auf dem Marktplatz von Vimmerby spürt man die Anwesenheit der berühmtesten Einwohnerin der kleinen, kleinen Stadt. Hier befindet sich ein Nachbau der Hoppetosse und ein paar Meter weiter steht das beeindruckende Denkmal, dass Astrid Lindgren an ihrer Schreibmaschine in einem Zimmer mit zwei offenen Wänden zeigt. Vor ihr befindet sich ein leerer Stuhl, der vor allem Kinder zum Dazusetzen über-die-Schulter-schauen einlädt…
Praktischerweise findet man auch die örtliche Touristeninformation direkt am Marktplatz. Hier kann man sich mit deutschsprachigem Infomaterial eindecken und wenn nötig weitere Infos einholen. Wer Zeit hat, sollte unbedingt ein bisschen durch den Ort spazieren, denn für alle Kenner der Astrid-Lindgren-Filme gibt es einige Original-Schauplätze zu sehen.
Von Pipis Bonbonladen über Kalle Blomquists Haus bis zur Praxis des Arztes, in der Michel von der Suppenschüssel erlöst wird, hier kann man einige Orte aus den beliebten Kinderfilmen entdecken. Viele der Schauplätze erkennt man auf den ersten Blick wieder, und das obwohl heute alle diese Häuser bewohnt sind. Wer sich hier gut zurechtzufinden möchte und an weiteren Detailinformationen interessiert ist, dem kann ich den Reiseführer „Astrid Lindgrens Schweden – von Bullerbü zur Villa Kunterbunt“ sehr ans Herz legen.
Vorbei an der Traueresche unter der Astrid Lindgrens Vater Samuel August Eriksson 1903 um die Hand von Hanna Jonsson anhielt, weiter zur Grundschule und entlang des Hauses in dem die allerbeste Freundin der kleinen Astrid wohnte, führt der Weg vom Stadtzentrum Vimmerbys in etwa 10 Minuten nach Näs, ihrem Geburtshaus und dem mittlerweile dort ansässigen und sehr weitläufigen Kulturzentrum Astrid Lindgrens Näs. Auf diesem Grund und Boden spielte sie mit ihren Geschwistern im Geräteschuppen, kletterte auf den Limonadenbaum, sprang durchs Heu und hörte ihre ersten Märchen in der heimischen Küche…
Bis heute ist das rot gestrichene Geburtshaus und das später entstandene gelbe Wohnhaus im Pivatbesitz von Astrid Lindgrens Familie, die hier auch nach wie regelmäßig Familientreffen veranstaltet. Über die Jahre kaufte die beliebte Kinderbuchautorin rings um diese beiden Häuser immer mehr Land und richtete alles in liebevoller Kleinarbeit so her, wie es damal in ihrer Kindheit ausgesehen hatte. Mit großem Herzklopfen schaue jetzt auch ich meinen 3 Töchtern beim Unbeschwert sein zu, dabei zu wie sie auf dem einstigen Spielplatz von Astrid Lindgren toben und dort genau dort schaukeln, wo einst auch die junge Astrid hoch in die Luft flog…
Wer es zeitlich schafft, kann hier auch an einer Führung durch das Elternhaus von Astrid Lindgren teilnehmen. Diese finden in der Hauptsaison (Ende Mai bis Mitte September) täglich statt und sollen sehr, sehr beeindruckend sein. Wir haben an unserem Besuchstag die letzte Führung leider verpasst, genossen aber auch den Blick auf das Äußere dieses schnuckeligen, alten Schwedenhäuschens mit seiner großen, großen Geschichte…
Rund um das Geburtshaus und den Museumspavillion, der die sehenswerte Dauerausstellung zum Leben und Schaffen von Astrid Lindgren beherbergt, findet sich eine der schönsten Gartenlandschaften, die ich jemals gesehen habe. Die außergewöhnlichen Gärten wurden so angelegt, dass sie zum einen für Astrid Lindgren wichtige Themen wie Lebensfreude, Freiheit, Mut und Melancholie wiederspiegeln, zum anderen sollen sie inspirieren, zum Lachen, Spielen und Nachdenken einladen. In der bezaubernden Landschaft aus Wildrosen, Fliederbüschen, uralten Ulmen, Hängebirken und Linden trifft man auch unendlich viele schöne Rückzugsorte, Holzbänke, Schaukeln und Spielplätze, so dass man hier eigentlich eine halbe Ewigkeit verbringen möchte.
Ein kleines Café mit Spielplatz ist der perfekte Platz um bei schwedischem Eis, hausgemachtem Gebäck und einer Tasse Kaffee diesen magischen Ort zu genießen und diese besondere Stimmung in sich aufzunehmen…
Übringes findet man auf dem Gelände von Astrid Lindgrens Näs auch die Urversion von Pippis Limonadenbaum,. Dieser war früher ein beliebter Kletterort für die 4 Lindgren-Kinder und auch wir standen ziemlich andächtig und beeindruckt vor der knorrigen, alten Ulme mit dem dicken Stamm…
Seit Mai diesen Jahres findet man in den Gärten von Astrid Lindgrens Näs auch die Skulptur „Die sieben Wunschkrüge“ des weltberühmten Land-Art-Künstler Patrick Dougherty. Sie wurde mit ehrenamtlichen Helfern gebaut, nachdem sie gemeinsam das Material in der Umgebung gesammelt haben. Wer möchte kann im Inneren der Skulpturen Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte aufschreiben und an den Hölzern befestigen…
Wunderbar ausklingen lässt sich der Besuch von Astrid Lindgrens Näs mit einem Bummel durch den gut ausgestatteten Museumsshop und gerne auch mit einem Snack aus dem zugehörigen Restaurant mat&dryck.
Nach zwei aufregenden Stationen mit vielen berührenden Eindrücken, geht für uns die Reise durch Astrid Lindgrens schöne Welt an einer anderen, vor allem für unsere Töchter, sehr aufregenden Stelle weiter…
Auch in diesem Jahr ein langersehnter und unumgänglicher Pflichtbesuch: die Astrid Lindgren Welt. Nachdem wir den Themenpark rund um die Geschichten von Astrid Lindgren im letzten Jahr in der Nebensaison besucht hatten, freuten wir uns sehr diesen besonderen Ort in diesem Jahr in der Hauptsaison zu besuchen. In den Sommermonaten ist hier sehr viel geboten, während das Programm in den Monaten außerhalb der Saison etwas eingeschränkter ist.
Das herausragende an dem größten Freilichttheater Schwedens: hier werden Astrid Lindgrens Geschichten auf die bezauberndste Art und Weise Wirklichkeit. Herausragende Darsteller glänzen sowohl schauspielerisch als auch durch ihre musikalischen Darbietungen. Dass alle Vorstellungen in schwedischer Sprache stattfinden ist nach kürzester Zeit total irrelevant. Ganz selbstverständlich werden die Zuschauer in das Spiel miteinbezogen und vor allem in den Spielpausen erlebt man hier Improvisationstheater vom Feinsten.
Zwischen den einzelnen Vorstellungen finden sich in der Astrid Lindgren Welt genügend Gelegenheiten zum Spielen, Schlemmen, Picknicken, Ausruhen oder Andenken-stöbern in den Shops in der Großen Krachmacherstraße.
Wir haben uns in diesem Jahr vor allem über die Gelegenheit gefreut ein paar neue Vorstellungen kennen zu lernen. Seitdem schmettern unsere 3 Töchter in allerfeinstem Schwedisch den Titelsong von „Karlsson vom Dach“ & Co.
Ganz neu in diesem Jahr ist der Themenbereich zu der Geschichte der „Gebrüder Löwenherz“. Die Kulisse rund um das Kirschrosen- und das Heckental ist außergewöhnlich schön geworden, und die Vorstellungen lassen mit einer beeindruckenden Echtheit die Herzen ein wenig höher schlagen, denn obwohl man eigentlich nur Zuschauer ist, sitzt man immer auch ein bisschen mitten im Geschehen…
Für ganz Mutige gibt es zum Abschluss jedes Besuchertages eine spektakuläre Finalvorstellung mit dem großem Kampf gegen den Drachen Katla…
Mein persönliche Highlight in der Astrid Lindgren Welt ist absolut zweifellos der Besuch der Mattisburg. Eine freche Ronja-Räubertochter-Darstellerin und hervorragende Sänger und Sängerinnen haben mir auch in diesem Jahr mit ihren kraftvollen Stimmen und den wunderschönen mittelalterlichen Gesängen eine große Gänsehaut und auch das ein oder andere Freudentränchen ins Gesicht gezaubert. Die Vorstellungen rund um die Kulisse der Mattisburg sind einfach überragend und nicht umsonst einer der großen Zuschauer-Lieblinge hier. In den Pausen laden das Räuber-Paar Lovis und Mattis zum Singen, Tanzen und Spielen ein und wer möchte kann sich die Burg, wie auch alle anderen Kulissen, auch einmal von Innen ansehen…
Ein ganzer Tag ist eigentlich zu wenig um dieses lebendige Theater voll und ganz zu genießen, wer die Zeit hat, sollte am besten mindestens 2 Tage für einen Besuch der Astrid Lindgren Welt einplanen. Direkt neben dem Park gib es auch ein Feriendorf sowie einen Campingplatz in dem man sehr nett wohnen kann.
Für mich und meine Familie war der Besuch der Orte an denen Astrid Lindgren ihr großes Glück fand wunderschön und absolut unvergesslich. Jeder einzelne dieser Plätze ist für sich einzigartig und mindestens einen Besuch wert. Am allermeisten in Erinnerung und heute noch für mich abrufbar ist das wunderbare Gefühl von Glück und Unbeschwertheit, dass einen in diesem kleinen småländischen Paradies umhüllt und sich ein bisschen nach herrlich-in-Watte-gepackt anfühlt.
Mit einem meiner Lieblingszitate, die Astrid Lindgren einst ihrer Figur Ronja Räubertochter in den Mund gelegt hat, möchte ich mich nun ins Wochenende verabschieden:
„Ich sauge den Sommer in mich ein wie die Wildbiene den Honig“ sagte sie. „Ich sammle mir einen großen Sommerklumpen zusammen, und von dem werde ich leben, wenn…wenn es nicht mehr Sommer ist. Und weißt du, woraus der besteht? Es ist ein einziger großer Kuchen aus Sonnenaufgängen und Blaubeeressig mit reifen Beeren und Sommersprossen, die du auf den Armen hast, und abendlichem Mondschein über dem Fluss und Sternenhimmel und Wald in der Mittagshitze. Voll von Sonnenlicht auf den Fichten und kleinen Regenschauern und all so was. Und voller Eichhörnchen und Füchse und Hasen und Elche und dazu alle Wildpferde, die wir kennen. Und auch unser Schwimmen und Reiten im Wald, ja, da hörst du, dass mein großer Kuchen aus allem besteht, was Sommer ist.“
Dir und mir wünsche ich ganz viel Sommer im Herzen und ein wunderschönes Wochenende!
Hab’s fein und bis zum nächsten Mal.
Allerliebst,
Birgit
PS: Dieser Bericht entstand mit freundlicher Unterstützung von VisitSweden. Meine Meinung ist, wie immer, meine eigene.
Tatjana says
Liebe Birgit,
was für ein wunderschöner Beitrag! Deine liebevolle Beschreibung und die tollen Fotos lassen das Gefühl aufkommen, selbst durch Bullerbü bummeln zu können.
Jetzt ist definitiv die Sehnsucht geweckt.
Danke für ein kleines Stückchen Sommer im regnerischen November!
EmmaBee says
Liebe Tatjana,
das freut mich wirklich sehr!
Viele liebe Grüße,
Birgit
Franzy vom Schlüssel zum Glück says
Hach wie schön!
Ich hab als Kind das Astrid Lindgren Land geliebt!
Die Limonadenflasche die Pippi mir geschenkt hab hab ich immernoch 🙂
*seufz*
Kindheitserinnerungen 🙂
EmmaBee says
Hallo Franzy,
ohhhhhhhh, so ein tolles Souvenir würde ich auch lebenslang aufheben ;-).
Viele liebe Grüße,
Birgit
Miriam says
Liebe Birgit!
Wir wollen nächsten Sommer das erste Mal mit unseren Kindern nach Schweden und suchen gerade rund um Vimmerby und Öland nach Unterkünften. Hast du einen Tipp, wo man im Netz suchen kann?
Oder eine Unterkunft?
Liebe Grüße
Miriam
*bee says
Hallo Miriam,
rund un Vimmerby und auf Öland gibt es sehr viele Unterkünfte. Wenn Du Dich bei mir durch die Schweden-Beiträge clickst findest Du zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten und Campingplätze die Ferienhäuser vermieten. Viel Glück.
Liebe Grüße,
Birgit