Es gab wohl selten eine Welt, die mehr Bullerbü gebrauchen konnte als unsere jetzige. Seit 2 Jahren steht die Welt Kopf und wir mit ihr. Während unser Alltag immernoch prall gefüllt ist von ganz und gar nicht alltäglichen Herausforderungen, ertappe ich mich immer wieder dabei wie ich mich wegträume. An einen Ort voller Unbeschwertheit, Freude und grenzenloser Lust am Leben, mein kleines Bullerbü.
Heute möchte ich dich ein klein wenig entführen in mein ganz persönliches Bullerbü. Dich mitnehmen in ein wohliges Gedanken-Bad voller bezaubernder Bilder und zuckersüßer Erinnerungen an einen Sommer, der mich in die unbeschwerte Welt von Bullerbü eintauchen ließ und mir die Hoffnung und Vorfreude auf eine neue, unbekümmerte Zeit zurückgab.
Das Ende eines alten und der Beginn eines neuen Jahres sind für mich der perfekte Zeitpunkt um zurückzuschauen, dankbar zu sein für alles Schöne und frohen Mutes neue Pläne zu schmieden. So tun wir das auch hier gerade und tauchen dabei ein, in all die kunterbunten Erinnerungen und Bilder des vergangenen Sommers.
Mitten in Småland, ungefähr da wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen, liegt ein kleines, feines Himmelreich. Ein wunderschönes Fleckchen Erde in das man eintauchen kann wie in die Seiten eines gutes Buches. Hierher brachten mich meine Eltern vor über 30 Jahren zum allerersten Mal, und genau hierher kehre ich nun seit einigen Jahren immer wieder und wieder zurück um mich vollzusaugen mit diesem herrlich unbeschwerten Sommergefühl, dass nirgendwo anders entzückender ist als hier.
Seit einigen Jahren kehren wir regelmäßig ins schwedische Vimmerby, Astrid Lindgrens Welt und Heimat, zurück und auch nach so langer Zeit und so unendlich vielen Wiedersehen mit den gleichen Schauplätzen, Figuren und Geschichten will sich einfach kein Überdruss und erst recht kleine Langeweile einstellen. Astrid Lindgrens Welt jemandem zu erklären der noch nie hier gewesen ist, fällt schwer, denn wie soll man einen Ort erklären, der so viel mehr mit dem Herzen spricht als mit dem Verstand? Wie soll man ein Gefühl von Unbekümmertheit, Sentimentalität und Freude erklären, dass man nirgendwo anders so sehr fühlt als hier?
Ich versuch’s trotzdem: Kürzlich habe ich in einem Artikel gelesen, dass Nostalgie Menschen glücklich macht. Die Sehnsucht nach dem unwiederbringlichen Gestern und die Schönheit wehmütiger (Kindheits-)Erinnerungen bescheren uns ein schönes Gefühl von Verbundenheit und Wohlgefühl und spenden uns nebenbei auch noch jede Menge Kraft, heißt es dort. All das finde ich jedes Jahr aufs Neue an dem Ort, an dem Astrid Lindgren ihre Kindheit verbrachte und der heute noch das Zuhause vieler ihrer (und meiner) großen und kleinen Kinderbuch-Helden ist. Dort wo die junge Astrid mit ihren Geschwistern und Freunden einst spielte, befindet sich heute die Astrid Lingrens Värld, ein wunderschöner Theaterpark samt dazugehörigem Feriendorf. Für eine Woche quartieren wir uns mit Freunden in insgesamt fünf schnuckeligen kleinen Häuschen in der „Winzig kleinen Stadt“ ein, und sogen das nostalgische Bullerbü-Gefühl in uns ein wie die Wildbiene ihren Honig.
Angekommen in der winzig kleinen Stadt, führt der erste Weg in das mondäne Rezeptionsgebäude, dass übrigens eine kleine Kopie des Stadshuset Vimmerby (Rathaus) ist. Schon beim Betreten wirkt es wie die Schwelle in eine andere Zeit. Hier dürfen sich die Kinder in der herrschaftlichen Verkleidungsecke mit Frisiertisch und Teestube vergnügen, während die Eltern entspannt einchecken, die notwendigen Formalitäten erledigen und sich einen ersten Überblick über das große Gelände samt Themenpark verschaffen.
Inmitten der Ferienanlage betritt man anschließend eine eigene kleine Welt, in der die Zeit auf wunderbare Weise stehen geblieben zu sein scheint. Nach dem Vorbild der Kleinstadt Vimmerby wie sie im frühen 20. Jahrhundert ausgesehen haben mag, wurden kleine kopfsteingepflasterte Sackgassen und Plätze angelegt, um die sich kleine Häuser scharen, die in echter schwedischer Handwerkstradition liebevoll gebaut und eingerichtet sind. Neben altmodischen eingeschossigen Stadthäusern finden sich auch viele kleine Holzhütten, schnuckelige Einfamilienhäuser und mondäne schwedische Stadtvillen in der winzigen kleinen Stadt.
Unser Ferienhäuschen ist vom Vimmerby des frühen 20. Jahrhunderts inspiriert und trotz seiner überschaubaren 32 Quadratmeter unglaublich heimelig und gemütlich. Die liebevolle Einrichtung ist absolut hinreißend und auch sonst findet man hier alles was man für einen unbekümmerten Ferienhaus-Urlaub so braucht.
Für Kinder bietet die winzig kleine Stadt eine Vielzahl von Abenteuer- und Spielmöglichkeiten, was den Aufenthalt hier zudem sehr entspannt und unbekümmert macht. Egal ob Spielen in Michels Schnitzschuppen, auf dem kleinen Marktplatz mit Mini-Eisdiele oder dem großen Piratenschiff auf dem benachbarten Abenteuerspielplatz – für Langeweile ist hier keine Zeit.
Der Theaterpark Astrid Lindgrens Welt ist einer der größten Besucher-Magneten im Städtchen Vimmerby. Der Grund und Boden der einst Astrid Lindgrens großer Spielplatz war, wurde über die Jahre hinweg in einen wunderschönen Erlebnispark rund um Astrid Lindgrens Kinderbücher verwandelt. Heute fühle ich mich den lustigen, frechen, mutigen, einsamen und liebenswerten Kinderhelden nirgendwo anders so nah wie hier in Astrid Lindgrens Welt. Stundenlang lässt es sich durch die Geschichten-Welten von Ronja Räubertochter, Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Madita & Co. spazieren und ihnen beim Fröhlich-sein, Unfug-machen und Erinnerungen-wachrütteln zusehen. Die Atmosphäre ist einmalig, was sicherlich an einer Vielzahl von brillanten Darstellern, der beeindruckend authentisch und liebevollen Umsetzung und den vielen wunderschönen Gesangsdarbietungen liegt. Hier, hier und hier hatte ich bereits ausführlich über unsere Besuche von Astrid Lindgrens Welt berichtet.
Das Außergwöhnliche an Astrid Lindgrens Welt: Kleine werden plötzlich ganz groß und Große wieder ganz klein. Auf wundersame Art und Weise verschwimmen die Grenzen zwischen Geschichte und Wirklichkeit, zwischen Theater und Spiel und man wird selbst zum Teil der Erzählung. Ein großartiges Erlebnis wovon ich seit meiner Kindheit nicht genug bekommen kann!
Die wirklich herausragenden Darsteller glänzen sowohl schauspielerisch als auch durch ihre musikalischen Darbietungen. Dass alle Vorstellungen in schwedischer Sprache stattfinden ist nach kürzester Zeit übrigens total irrelevant, denn hier wird mit dem Herzen gehört. Ganz selbstverständlich werden die Zuschauer in das Spiel miteinbezogen und vor allem in den Spielpausen erlebt man hier Improvisationstheater vom Feinsten.
Astrid Lindgren veränderte einst meine Welt genauso wie die vieler anderer Kinder. Ihre von Verständnis und Respekt getragenen Geschichten begleiteten mich durch meine Kindheit und anders als in vielen anderen Kinderbüchern verstand sie es den erhobenen Zeigefinger außen vor zu lassen. Die Abenteuer von Pippi, Michel und Ronja Räubertochter waren auch meine Abenteuer und heute, als Mama von 3 Töchtern, lese und erlebe ich die Momente von damals noch einmal aufs Neue. Ein Grund warum ein Schweden-Urlaub ohne Vimmerby für mich kaum vorstellbar ist: nirgendwo anders fühlte ich mich den lustigen, frechen, mutigen, einsamen und liebenswerten Kinderhelden so nah wie hier in Astrid Lindgrens Welt. Das liegt sicherlich ganz besonders an der wunderschönen Atmosphäre, die in diesem besonderen Theaterpark herrscht.
Weil das Leben der erwachsenen Astrid Lindgren oft von großem Kummer bestimmt war, träumte sie sich so oft es ging auf den schwedischen Pfarrhof in Vimmerby zurück. Hier hatte sie genau die Bullerbü-Kindheit, von der sie in all ihren Geschichten immer und immer wieder erzählte. Und mag sein, dass genau dies der Grund ist, warum man heute beim Spaziergang durch jede noch so kleine Gasse des einzigartigen Parks meint, das seltsam behagliche Gefühl von Freiheit und Geborgenheit ganz deutlich zu spüren, mit dem sie ihre Kindheit so oft beschrieben hat. Es kriechtaus jeder Ritze heraus und ehe man sich versieht trägt es einen auf der zuckersüßesten aller Wattewolken mit sich davon.
Abschied nehmen von diesem wunderschönen Fleckchen Erde fällt der ganzen Familie jedes Jahr aufs Neue unendlich schwer, ganz besonders in dieser Zeit. Und weil mir die eigenen Worte fehlen, die dieses Gefühl aus zimtschneckenseeliger Glückseeligkeit am besten ausdrücken, lasse ich zum Schluss einfach (und wiederholt) meine allerliebste Kinder-Heldin Ronja Räubertochter für mich sprechen:
„Ich sauge den Sommer in mich rein wie die Wildbienen den Honig“, sagte sie. „Ich sammele mir einen großen Sommerkuchen zusammen und von dem werde ich leben, wenn… wenn nicht mehr Sommer ist. Und weißt du, woraus er besteht?“ Und sie erzählte es Birk. „Es ist ein einziger großer Kuchen aus Sonnenaufgängen und Blaubeerreisig mit reifen Beeren und Sommersprossen, die du auf den Armen hast, und abendlichem Mondschein über dem Fluss und Sternenhimmel und Wald in der Mittagshitze, voll von Sonnenlicht auf den Fichten und Regenschauern und all sowas. Und voller Eichhörnchen und Füchse und Hasen und Elche und dazu alle Wildpferde, die wir kennen. Und auch noch unser Schwimmen und Reiten im Wald, ja, da hörst du, dass mein großer Kuchen aus allem besteht, was Sommer ist.“ (aus Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren).
In diesem Sinne wünsche ich Dir einen großartigen Start in das neue Jahr und vielleicht hast Du ja jetzt auch ein klein wenig Lust bekommen Dich auf die Suche nach den Sommer-Erinnerungen zu machen, die Dir an grauen Tagen ein wenig warm ums Herz machen? Oder noch besser: wie wäre es ein paar neue Pläne zu schmieden? Der nächste Sommer kommt bestimmt!
Schön, dass du bei mir mitgelesen hast!
Allerliebste Grüße und bis zum nächsten Mal,
Birgit
Schreibe einen Kommentar