Hej, Ihr Lieben! Vor genau einer Woche habe ich mein allererstes Mittsommer in Schweden gefeiert und genau dorthin nehme ich Dich heute – zumindest in Gedanken und Bildern – mit. Hast Du Lust?
Midsommar ist in Schweden beinahe so wichtig wie Weihnachten. Die Menschen kommen zusammen, tragen weiße Kleidung und Blumen im Haar, tanzen, essen und feiern den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. Im Volksglauben ist die Mittsommernacht voller Magie. Elfen tanzen, Trolle verstecken sich hinter Bäumen und auch die Natur entfaltet ihre magische Wirkung. Mädchen und junge Frauen sammeln in Stille 7 verschiedene Blumen, legen sie unter ihr Kopfkissen um nachts von Ihrem zukünftigen Liebsten zu träumen und so manch Mittsommerkranz wird bis Weihnachten aufgehoben und für Stärke und Gesundheit ins Badewasser gegeben.
Den Traum vom Mittsommer in Schweden träume ich bereits seit einem Jahr. Damals stellte mein Mann fest, dass das Fest der Blumenkränze & Co. genau in unsere späten Pfingstferien fällt. Voller Vorfreude planten wir also 2 Wochen Schwedenurlaub im Juni und freuten uns monatelang auf unseren schwedischen Frühsommer inklusive Tänzchen um die Mittsommerstange.
Endlich geht’s los!
Es gibt viele Wege die nach Schweden führen und wir haben sie fast schon alle ausprobiert. Trotz langer Anreise, vieler gefahrener Kilometer und so einiger Stunden im Auto lieben wir den Seeweg nach Schweden und wissen „Alles ist gut sobald man das Meer sieht.“ Ganz besonders für Skandinavien-Urlauber die wie wir mit dem Auto aus Süddeutschland anreisen, bietet sich die Route Rostock – Trelleborg der schwedischen Reederei Stena Line an. Bei halbwegs guten Voraussetzungen gelangt man von München in etwa 7 Stunden nach Rostock, und von dort ganz schnell und unkompliziert über die Autobahn zum Fährhafen. Die direkte Anbindung spart Zeit und Nerven und hat sich für uns als ideale Reiseroute herausgestellt.
Etwas müde aber voller Vorfreude rollten wir also am Freitag Abend auf die Stena-Line-Fähre MS Skåne, die einen komfortabel in nur 6 Stunden von Rostock nach Trelleborg bringt. „Mit uns beginnt Urlaub“ heißt es so schön bei Stena Line, und obwohl wir noch lange nicht an unserem Urlaubsziel angekommen sind, stimmt das irgendwie. Sobald wir auf der Fähre sind, stellt sich nämlich dieses wunderbare Urlaubs-Abenteuer-Gefühl ein. Noch ein paar Erkundungsrunden über das Schiff und schon kriechen wir hundemüde in die Betten unserer Außenkabine, um in sekundenschnelle wegzuschlummern. Ein Tipp noch: wenn etwas auf der Fähre nicht passen sollte, keinesfalls zögern und unbedingt einen der freundlichen Mitarbeiter ansprechen. Die sind unserer Erfahrung nach nämlich außergewöhnlich hilfsbereit und ganz wunderbar darum bemüht, einem die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten.
Angekommen in Bullerbü
Für das perfekte Bullerbü-Abenteuer quartierten wir uns in der zauberhaften Villa Vilan, einem wunderschönen alten Landhaus auf einem idyllischen Hof mitten in Südschweden, ein. Falurote Schwedenhäuschen, blühende Wiesen, grasende Kühe und munteres Vogelgezwitscher: dieses Fleckchen Erde verkörpert für mich alles was sich ein Bullerbü-sehnsüchtiges Herz wie meines nur wünschen kann.
Vor 1 1/2 Jahren hatten wir genau hier eines unserer schönsten Weihnachtsfeste als Familie verbracht, umso größer war die Freude darüber dieses traumhafte Ferienidyll nun auch einmal im Sommer besuchen zu dürfen.
Wie im Winter auch, wohnten wir für die Dauer unseres Mittsommer-Urlaubs in dem entzückenden, freundlichen roten Ferienhaus Ekkulle. Das sehr liebevoll ausgestattete Häuschen liegt auf einer kleinen Anhöhe umringt von Wiesen, Bäumen und einer Handvoll schwedischer Holzhäuser, und ich habe mich noch in keinem Ferienhaus auf Anhieb so wohl gefühlt wie in diesem hier.
Mit seinen knapp 100 Quadratmetern bietet Ekkulle ausreichend Platz für 5 Personen. Herz des Hauses ist zweifellos das großzügige 45 Quadratmeter Wohn- und Esszimmer. Von der bequemen Couch hat man einen atemberaubenden Blick nach Draussen und die zugehörige Veranda war 2 Wochen lang der allerliebste Platz für meinen Guten-Morgen-Milchkaffee umrahmt von jede Menge Vogelgezwitscher. Ein Traum!
Unsere Tage als Gäste der Villa Vilan waren gefüllt mit langen Spaziergängen, selbstgepflückten Blumensträußen, eifrigem Schmetterlingszählen, Lagerfeuer am Ferienhaus, Tagräumereien und Sonnenstunden bis kurz vor Mitternacht. Das Bullerbü-Gefühl wartet hier an jeder Ecke, kitzelt einen immer wieder ordentlich durch und macht ganz warm ums Herz.
Selbst das Brotbacken macht hier noch mehr Spaß als Zuhause. Wochenlang habe ich davon geträumt im Urlaub meine Brotbackkünste noch weiter zu vertiefen und dafür extra ein wenig heimischen Sauerteigstarter ins Gepäck geschmuggelt. Der hat die lange Reise nach Schweden zum Glück absolut bravourös gemeistert, und so hüpften hier beinahe täglich frisch gebackene Brote aus dem Backofen.
Sehr zur Freude unserer Töchter ist man in der Villa Vilan jederzeit willkommen den Gastgebern beim Versorgen ihrer Tiere zu helfen. Auf dem Hof leben zahlreiche Hühner, Katzen, Bienen, das Schweinepärchen Freddy und Piggy sowie zahlreiche Rinder. Mit viel Freude fütterten unsere Mädels tagein tagaus die beiden Schweine, übten sich im Eier-im-Hühnerstall-Entdecker-Wettrennen und gönnten der Katzendame Ronja leinige Streicheleinheiten.
Kleine und große Ausflüge
Was während unseres Winterurlaubs in Galtås unentdeckt blieb: in der Nähe des Ferienhauses gibt es zwei tolle Seen in denen wunderbar gebadet werden kann. Der kleinere Längasjön liegt fast vor der Haustüre und ist mit kleinem Sandstrand, Liegewiese und schwimmender Plattform perfekt für eine kleine Abkühlung oder eine Runde auf dem SUP, die schönsten Sonnenuntergänge mit Spielplatz, Minigolfbahn und Kiosk gibts hingegegen am größere Bruder Linnesjön.
Ein weiterer Ort den ich in Schweden ebenfalls immer wieder sehr gerne besuche, ist das Freilichtmuseum Asens by. Hier taucht man ein in ein småländisches Dorf mit kleinen, von Holzzäunen umgeben Feldern, Nutztieren und Gebäuden von anno dazumal. Während die Zeit still zu stehen scheint macht sich eine wunderbare Ruhe und wohltuende Langsamkeit in mir breit, jedes Mal wenn ich über die kleinen Feldwege laufe, den Kindern beim Häschen streicheln zusehe, durch Teklas Haus schlendere oder ein Stückchen frisch gebackenen Rhabarberkuchen im Museumscafé genieße.
Mittsommer in Schweden
Für die Schweden ist Mittsommer eines der schönsten, wichtigsten und ausgelassensten Feste im Jahreskalender. Gefeiert werden der kurze Sommer, das Licht, die Wärme und die Liebe – und zwar meist traditionell auf dem Land im Familien- oder Freundeskreis. Um auch als Urlauber an diesem Fest teilhaben zu können und es zu etwas ganz besonderem zu machen, entschieden wir uns Midsommar in Astrid Lindgrens Welt in Vimmerby zu verbringen. Seit ich den besonderen Theaterpark im Heimatort der weltberühmten Kinderbuchautorin vor vielen Jahren als Kind besuchte, liebe ich diesen mehr als außergewöhnlichen Ort für die ganze Familie von ganzem Herzen.
Astrid Lindgrens Welt ist eigentlich nicht eine einzige, sondern viele kleine Welten, die an einem Ort gesammelt wurden. Tagelang kann man durch den Park spazieren und sich in den vielen verschiedenen Nachbauten rund um Pippi Langstrumpf, Michel, Ronja Räubertochter, den Gebrüdern Löwenherz und Co. wie im Traum verlieren.
Das Außergwöhnliche an Astrid Lindgrens Welt: Kleine werden plötzlich ganz groß und Große wieder ganz klein. Auf wundersame Art und Weise verschwimmen die Grenzen zwischen Geschichte und Wirklichkeit, zwischen Theater und Spiel und man wird selbst zum Teil der Erzählung. Ein großartiges Erlebnis wovon ich auch nach über 25 Jahren nicht genug bekommen kann!
Mittsommer in Astrid Lindgrens Welt
Schon in den frühen Mittsommer-Morgenstunden wehte beim Betreten des Theaterparks ein besonderer Wind durch Astrid Lindgrens Welt. Viele große und kleine Parkbesucher hatten sich besonders hübsch herausgeputzt, trugen Blumenkränze im Haar und zogen unzählige mit Picknick-Utensilien befüllte Bollerwägen hinter sich her.
Pünktlich um 14 Uhr begannen dann die Vorbereitungen für Mittsommer. Rund um den großen Spielplatz wurden Blumenkränze aus Birkenzweigen und Blüten gebunden, während ein paar fleißige Helferinnen zwei große Kränze für die Mittsommerstange vorbereiteten, die traditionell als Fruchtbarkeitssymbol gefeiert und ebenfalls in grünes Birkenreisig gehüllt ist.
Sobald die Mittsommerstange mit vereinten Kräften, großem Jubel und unter musikalischer Begleitung von Rasmus‘ fabelhaftem Landstreicherorchester aufgestellt wurde, beginnt schon die fröhliche Party unter allerschönstem sonnegesprenkelten Watte-Wolken-Himmel.
Neben den bekannten Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel, Ronjas Räuber, Karlsson vom Dach und Madita finden sich viele Leute allen Alters rund um die Mittsommerstange ein, halten Händchen, feiern, singen und tanzen fröhlich rund um den Maibaum. Omas & Opas tanzen wirbeln ihre Enkelkinder durch die Luft, Säuglinge werden in Tragetüchern rund um den Maibaum geschunkelt, Kinder hüpfen ausgelassen herum und Erwachsene tanzen die Kindertänze als ob es nichts Schöneres gäbe als wild hüpfend und quakend „Små grodorna“ (Die kleinen Frösche) zu singen.
Die Atmosphäre ist zauberhaft und wir sind erstmal völlig baff von der wunderbaren Stimmung und dem Mittendrinnsein in diesem einzigartigen Spektakel. Nicht einmal in unseren kühnsten Träumen hätte wir uns Mittsommer in Schweden so schön ausgemalt. Das ausgelassene Miteinander, die fröhlichen Gesänge, die farbenfrohen Blumen und nicht zuletzt Astrid Lindgrens Kinderbuch-Helden, bringen unsere Herzen zum hüpfen. Und so summen, schunkeln und tanzen wir ein wenig mit, lassen uns von Pippis strahlendem Lächeln anstecken, von Oskars schöner Stimme berühren und saugen das besondere Mittsommer-Gefühl ganz tief in uns hinein.
Und mitten in diesem Trubel, umringt von den vielen blumenberankten Helden meiner Kindheit muss ich an eines meiner Lieblingszitate von Astrid Lindgrens Figur Ronja Räubertochter denken:
„Ich sauge den Sommer in mich ein wie die Wildbiene den Honig“ sagte sie. „Ich sammle mir einen großen Sommerklumpen zusammen, und von dem werde ich leben, wenn…wenn es nicht mehr Sommer ist. Und weißt du, woraus der besteht? Es ist ein einziger großer Kuchen aus Sonnenaufgängen und Blaubeeressig mit reifen Beeren und Sommersprossen, die du auf den Armen hast, und abendlichem Mondschein über dem Fluss und Sternenhimmel und Wald in der Mittagshitze. Voll von Sonnenlicht auf den Fichten und kleinen Regenschauern und all so was. Und voller Eichhörnchen und Füchse und Hasen und Elche und dazu alle Wildpferde, die wir kennen. Und auch unser Schwimmen und Reiten im Wald, ja, da hörst du, dass mein großer Kuchen aus allem besteht, was Sommer ist.“
Und genauso mache ich es dann auch: ich sauge den Sommer in mich hinein, speichere jeden Sonnenstrahl, jedes Lied und jeden Verzückungs-Gänsehautschauer auf meinere Seelen-Festplatte und muss fast losheulen vor lauter Glück. Es ist so, so schön hier zu sein. Was für ein Erlebnis!
Die winzig kleine Stadt
Der Tag ist lang, die Füße müde und das Herz knallevoll mit dem wunderbaren Mittsommer-Gefühl und vielen neuen Erinnerungen. Ausklingen lassen wir unser Mittsommer in Schweden in der winzig kleinen Stadt, einem zu Astrid Lindgrens Welt zugehörigen Feriendorf in unmitelparer Nähe des Parks. Die Ferienanlage wurde nach dem Vorbild der Kleinstadt Vimmerby des frühen 20. Jahrhundert angelegt, und so findet man hier viele entzückende Unterkünfte in kleinen kopfsteingepflasterten Sackgassen und Plätzen, die in echter schwedischer Handwerkstradition liebevoll gebaut und eingerichtet sind. Neben altmodischen eingeschossigen Stadthäusern gibt es auch viele kleine Holzhütten, schnuckelige Einfamilienhäuser und mondäne schwedische Stadtvillen.
Unsere letzte Nacht in Schweden verbringen wir in dem zweitkleinsten Ferienhäuschen Torpet, dass trotz minimalistischer 32 Quadratmeter unglaublich schön und gemütlich ist. Geschlafen wird in einer kuscheligen Schlafalkove, die sich anfühlt wie ein Zimmerchen sobald alle in ihren Kojen verschwunden sind, gegessen wird – trotz der sehr einladenden Essecke im Häuschen – bei allerschönstem Mittsommerwetter auf der kleinen Terasse vor dem Haus.
Die winzig kleine Stadt fühlt sich erneut nach einer kleinen Zeitreise an, und fast meint man mitten durch ein kitschiges Schweden-Gemälde mit traumhafen Bauerngärten, kunterbunten Holzhäuschen und vor Glück strahlenden Kindern zu spazieren: in Bullerbü wurde gerade die Wäsche zum trocknen aufgehängt während im Stadthotel die Magd Alva mit dem Schornsteinfeger tanzt und Michel mit Alfred gemütlich über den Markt bummelt.
Am Ende unserer Mittsommer in Schweden Reise nehme ich neben all den wunderschönen Erinnerungen an unseren schwedischen Frühsommer auch eine volle Ladung Mittsommer-Gefühl im Herzen mit. Dieser Tag, an dem die Schweden das Leben, die Sonne sowie die Schönheit und Fülle der Natur feiern bevor ab August wieder die dunklere Jahreszeit anbricht, war ein großartiges Erlebnis und ich hätte es mir nicht schöner ausmalen können.
Wir sollten uns alle mal eine Dosis Mittsommer gönnen und vielleicht inspiriert Dich das schwedische Fest zur Sonnenwende ja zu einem ganz eigenen Sommer-Ritual.
Ich hoffe unsere Gedankenreise nach Bullerbü & Co. hat Dir Spaß gemacht.
Allerliebste Grüße und bis bald,
Birgit
Carola says
So zauberhaft geschrieben und erzählt! Ich würde am liebsten sofort losfahren und Schweden geniessen und fürs nächste Jahr einen Besuch zur Mittsommernacht planen… Dankeschön! LG, Carola
*bee says
Wie schön, das freut mich sehr!
Allerliebste Grüße zurück,
Birgit