Heute ist Weltbienentag (20. Mai) und für mich der absolut perfekte Anlass, die Biene hochleben zu lassen und ganz nebenbei auch noch mein erstes Jahr als Hobby-Imkerin zu feiern und ein wenig Revue passieren zu lassen. Vor ziemlich genau einem Jahr zog eines Abends mein allererster Bienenschwarm in seine neue Bienenbox in unserem Garten ein. Damals war ich mindestens genauso aufgeregt wie das Bienenvolk selbst und blickte mit einer ordentlichen Portion Vorfreude und Respekt dieser Verantwortung entgegen (click hatte ich darüber berichtet.).
Ein ganzes Jahr ist nun seit diesem Mai-Abend vergangen und viel ist passiert: die Bienen haben sich gut eingelebt und sind zu einem großen und starken Volk herangewachsen, meine Aufregung wurde größtenteils durch Gelassenheit und Ruhe abgelöst, im Sommer durften wir den ersten Honigüberschuss ernten und im Herbst wurde das Volk aufgrund eines großen Bauprojekts in der Nähe an einen neuen Standort umquartiert. Den langen und kalten Winter haben die Bienchen bestens überstanden und weil sie kürzlich gleich zwei Mal geschwärmt sind, sind wir nun stolze Besitzer von 3 Bienenvölkern – tja, so schnell kann’s gehen ;-).
Weil die Bienen als Bestäuber elementar für die Menschheit sind und aufgrund des Rückgangs der weltweiten Bienenpopulation dringend Schutz und Unterstützung benötigen, möchte ich den Weltbienentag zum Anlass nehmen und ein wenig darüber erzählen welche 5 Dinge ich von und mit den Bienen in meinem ersten Jahr als Hobby-Imkerin gelernt habe:
1. Bienen machen achtsam
Obwohl ich mich als einen Menschen bezeichnen würde, der sich der Natur schon immer sehr nahe und verbunden gefühlt hat, musste ich in den letzten 12 Monaten erstaunt feststellen, dass noch nichts zuvor meinen Blick für die unmittelbare Natur um mich herum so sehr geöffnet hat wie das Leben mit den Bienen. Dinge, die ich bislang meist nur unbewusst wahrgenommen habe, wurden plötzlich sehr wichtig: Wie ist der Verlauf der Jahreszeiten? Was bedeutet der Klimawandel für mein Bienenvolk? Welche Pflanzen blühen wann? Wie verändert sich das Wetter? Finden meine Bienen ausreichend Nektar, Honigtau oder Pollen? Fragen über Fragen, auf die man im Austausch mit anderen Imkern, in Büchern und im Internet jede Menge Antworten bekommt. Mittlerweile habe ich Blühkalender und Herbarien studiert, weiß Bescheid wo ich Infos zum Bienenwetter abrufen kann und nehme die Natur, das Wetter und den Wandel der Jahreszeiten viel bewusster war.
2. Bienen verbinden
Dass die Bienen meinen Alltag so sehr bereichern wie sie es in den letzten Monaten getan haben, hätte ich nie-, niemals gedacht. Sie haben nicht nur Menschen in mein Leben gebracht, die ich sonst vermutlich niemals kennengelernt hätte, sondern ganz nebenbei auch meine Familie ordentlich verzaubert und auf eine gewisse Weise noch enger zusammenrücken lassen. Meine Töchter interessieren sich seit neuestem brennend für die possierlichen Tierchen und assistieren gerne in ihren kleinen Imker-Anzügen bei der Bienendurchsicht, der Liebste kann zwischenzeitlich mit einem beachtlichen Imker-Fachwissen punkten und mein Opa (früher selbst Imker) hat sich nach langer, langer Zeit wieder bis über beide Ohren in sein früheres Hobby verliebt. Was vor einem Jahr als kleiner, teilweise noch skeptisch beäugter Selbstversuch galt, ist zwischenzeitlich ein Herzensprojekt für die gesamte Familie geworden.
3. Bienen bringen Ruhe & Gelassenheit
Meine ersten Gehversuche als Hobby-Imkerin begann ich mit zitternden Knien und vielen, vielen Fragezeichen im Kopf. Trotz Imker-Schulung und Bergen von verschlungener Fachliteratur stand ich den Bienen in den ersten Tagen und Wochen mit sehr großer Nervosität und einer gefühlten Ahnungslosigkeit gegenüber. Bis zur Unkenntlichkeit vermummt, bewaffnet mit Smoker und Abkehrbesen stand ich anfänglich vor meiner Bienenbox, sah die Waben mit zitterigen Händen durch und war froh wenn es wieder vorbei war. Schon bald stellte ich fest, dass mein Bienenvolk auf mich reagierte: wenn ich hektisch, nervös und ängstlich war, waren sie es auch und quittierten mir dies mit Unruhe, Aufbrausen und Angriffslust. Näherte ich mich ihnen jedoch gelassen, ruhig und entspannt waren sie so sanftmütig dass ich teilweise sogar auf Imkerschleier und Handschuhe verzichten konnte und bis heute noch keinen einzigen Stich davongetragen habe. Wenn ich heute die Bienen durchsehe fühlt sich das manchmal wie Meditation an. Langsame Bewegungen, ein ruhiger Geist und bedachte Handlungen lassen sich nicht selten auch vom Bienenstock mit in den Alltag nehmen, wo sie noch ein Weilchen angenehm nachwirken.
4. Bienen lehren Dankbarkeit
Dankbare Menschen leben glücklicher, heißt es. Nun ja, da mag was dran sein, nur leider fällt Dankbarkeit meist nicht vom Himmel. Zum Glück kann sie aber auch gelernt werden, und meine Bienen waren in den letzten Wochen und Monaten einer meiner größten Lehrmeister in punkto Dankbarkeit. Die Bienenhaltung schärft den Blick für Dinge, die sonst vermutlich einfach so an einem vorüberziehen. Wenn man weiß, dass eine Biene für ein Glas Honig etwa 2 1/2 Mal um die Erde fliegen muss, kann man beim Genuss des Honigbrotes auch ein wenig Dankbarkeit und Demut herausschmecken. Nach einem Jahr als Hobby-Imkerin empfinde ich große Dankbarkeit wenn ich an meine Bienen denke. Ich freue mich darüber, dass meine Bienen so gut durch den Winter gekommen sind, während die Imker um mich herum über große Verluste bei ihren Völkern klagen. Neben der großen Freude an und mit den Bienen fühle ich eine große Achtung vor naturbelassenen Lebensmitteln wie Honig etc. und bin dankbar über all die großen und kleinen Wunder die die Erde für uns bereit hält.
5. Bienen machen klüger
Mutige These, ich weiß, aber MICH haben die Bienen definitiv klüger und neugieriger gemacht. Wenn man sich für die Imkerei bzw. Bienenhaltung interessiert kommt man mit so vielen Themen in Berührung, die zuvor vielleicht nur wenig Beachtung fanden. Der Superorganismus ‚Honigbiene‘ fasziniert mich heute mindestens genauso wie die lange Historie der Imkerei, deren Ursprünge sich beispielsweise einige tausend Jahre zurückverfolgen lässt. In den letzten Monaten konnte ich einige naturkundliche Lücken schließen, habe viel über den Bien und seine faszinierende Komplexität erfahren, mich intensiv mit dem Einsatz der Pestizide in der industriellen Landwirtschaft auseinandergesetzt und meinen Horizont so Stück für Stück erweitert. Aktuell brennt mein Herz für zahlreiche Themen rund um die Heilwirkung von Honig, Propolis & Co., denn Honig hilft nicht nur bei Halsbeschwerden und aufgeplatzten Lippen, sondern lässt auch leichte Schürfwunden schneller abklingen, weil er antiseptisch, entzündungshemmend und antibakteriell wirkt. Ein sehr interessantes Thema, das dafür gesorgt hat, dass in unserer Hausapotheke immer auch ein Gläschen Honig steht.
Die Imkerei erfreut sich gerade wieder großer Beliebtheit und aus meiner Erfahrung der letzten 12 Monate kann ich jedem Interessierten dieses vielfältig interessante Hobby sehr ans Herz legen. Ganz egal ob Du Dich für den Naturschutz einsetzen möchtest oder ’nur‘ aus Liebe zum Honig Bienen halten möchtest, Imker zu werden ist nicht schwer und funktioniert sowohl auf dem Land wie auch in der Großstadt. Das Imkern mit der Bienenbox kann ich jedem ans Herz legen, denn diese sehr bienenfreundliche und ökologische Art der Bienenhaltung lässt sich sogar auf begrenzter Fläche und mit relativ wenig Zeit umsetzen. Ein paar hilfreiche Infos darüber wie man Imker werden kann, findest Du hier und hier. Wenn Du Lust hast Dich für die Bienen einzusetzen ohne gleich Hobby-Imker zu werden gibt es hier hilfreiche Tipps zu bienenfreundlichen Pflanzen für Garten und Balkon sowie einen kleinen Bienenhelfer-Test. Um nachzulesen wie mein Bienenjahr so war, lege ich Dir die ersten 3 Beiträge zum Thema „Imkern mit der Bienenbox“ ans Herz: 1. Die Vorbereitungen (click), 2. Die ersten Wochen mit den Bienen (click) und 3. Mein erster Winter als Imkerin (click).
Ich hoffe ich konnte ein wenig Imker-Herzblut zu Dir rüber schwappen lassen und Dich für das Thema begeistern.
Bis zum nächsten Mal,
allerliebste Grüße,
Birgit
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der bee careful Initiative und Prof. Dr. Jürgen Tautz.
Manuela says
Spannend… Schön, dass du dich an eine so tiefgründige und sicher auch zeitintensive Sache herantraust. Mein Gartennachbar hat auch zwei Bienenvölker im Garten aufgebaut. Nun kann ich an meinem kleinen Teich trinkende Bienen beobachten 🙂 Horizonterweiterung…
LG Manuela
Angelika Schley says
Guten Tag,
ich bekomme keine E-Mail mehr. vielleicht habe ich mich aus versehen abgemeldet.
liebe Grüß
Angelika
*bee says
Liebe Angelika,
nein, das hast Du nicht. Leider musste ich im Zuge der neuen Datenschutzvereinbarung die automatische Zusendung meiner Beiträge per Email stoppen. Ich arbeite gerade an einem neuen Verteiler. Sofern Du es noch nicht getan hast, kannst Du Dich gerne in die Liste eintragen und dann flattern meine Rezepte hoffentlich schon bald wieder in Dein Postfach. 😉
Ganz liebe Grüße,
Birgit