Dieses Bild spricht Bände. Es entstand an dem frühen Abend, an dem mein erstes Bienenvolk in die neue Bienenbox eingezogen ist, und erzählt von großer Vorfreude, Respekt, Stolz und sehr viel Erleichterung. Hier hatte ich ja schon ein bisschen darüber geschrieben warum ich mich neuerdings als Hobby-Imkerin versuche und wie genau ich das anstelle.
Nach den nötigen Vorbereitungen wie Imker-Schulung, Material-Anschaffung und Stellplatzsuche bekam ich Ende Mai die Möglichkeit einen Schwarm von einem benachbarten Imker abzunehmen. Weil Schwärme nicht besonders geduldig sind und schnell auf und davon fliegen wenn man sie nicht bald einfängt, musste ab da alles ganz schnell gehen. Glücklicherweise, denn hätte ich mehr Zeit zum Überlegen, Grübeln und Sorgen gehabt, wäre ich an diesem Tag vermutlich vor Aufregung durch die Decke gegangen: Werde ich ich auch alles richtig machen? Kann ich all das Wissen, dass wir in der Imkerschule vermittelt bekommen haben, tatsächlich auch anwenden wenn es darauf ankommt? Und wen frage ich, wenn ich mal nicht weiter weiß?
Glücklicherweise legte sich die Aufregung sehr schnell, im Folgenden habe ich meine wichtigsten Erkenntnisse über meine ersten Wochen mit den Bienen zusammengefasst:
1. Das Selbstvertrauen kommt mit den Bienen
Klingt ein bisschen unerklärlich, aber genau so hat es sich abgespielt: mit dem Einzug des Bienenvolkes in ihre neue Behausung im Garten, stellte sich bei mir urplötzlich eine angenehme Ruhe und Entspannung ein. All die Aufregung der letzten Wochen, Tage und Stunden verpuffte, zurück blieb ein angenehmes Gefühl von ‚Ich werde das schon irgendwie hinbekommen‘. Dieses Selbstvertrauen in meine Fähigkeiten als Jung-Imkerin ist mir bis heute geblieben, und verlässt mich auch nicht in den Momenten, in denen ich mit einer neuen Herausforderung konfrontiert bin. Wo ich noch vor einigen Wochen mit großem Herzklopfen und sehr nervös vor der offenen Bienenbox stand, kann ich heute mit einem schönen Gefühl von Selbstsicherheit und Ruhe die nötigen Arbeiten am Bienenvolk ausführen. Diese Ruhe scheint sich auch auf meine Bienen zu übertragen, denn sie sind außerordentlich sanftmütig und machen es mir meine ersten Gehversuche als Neu-Imkerin sehr einfach und angenehm.
2.Unterstützung ist unentbehrlich
Eine Imker-Schulung ist richtig und wichtig, Fachbücher sind bereichernd und Stammtische für Imker sind wahres Gold wert, aber nichts ist so großartig und beruhigend wie die persönliche Unterstützung durch einen erfahrenen Imker. Ich habe das große Glück einen Opa zu haben, der fast sein ganzes Leben mit Bienen gelebt hat. Mit seinem großen und kostbaren Erfahrungsschatz steht er mir immer zur Seite. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, einen Drohn mal wieder für die Bienenkönigin halte oder beispielsweise nervös werde, weil sich eine große Bienentraube am Flugloch bildet, kann ich ihn jederzeit anrufen, und er hat garantiert immer eine Antwort parat. Darüber hinaus gibt es einige Imker und Imkerinnen in meinem Umfeld, die ich jederzeit um Rat oder Unterstützung fragen kann.
3. Frauen imkern anders
Obwohl die Mitgliederzahlen in den Imker-Vereinen tendenziell eher zurückgehen, wächst der Anteil an weiblichen Imkern in den letzten Jahren deutlich. Das war nicht immer so, denn lange Zeit war auch die Imkerei eine Männerdomäne. Auch wenn ich mich noch nicht lange mit dem Thema beschäftige und dadurch über einen vergleichsweise geringen Erfahrungsschatz verfüge, habe ich eines bereits festgestellt: Frauen imkern anders. Sie sind meist sehr naturverbunden und holen sich die Biene häufig aus ökologischen Gründen in den Garten, sie hinterfragen mehr, gehen sensibler vor und sind eher an einer wesensgemäßen als an der konventionellen Imkerei interessiert. Zudem haben sie den Mut bei sensiblen Themen wie z.B. der Bienengesundheit auch mal die alten Trampelpfade zu verlassen und neue Wege zu gehen. Die Imkerin Undine Westphal hat zu diesem Thema ein tolles Buch geschrieben: „Frauenpower am Bienenstock“. Ich persönlich schätze den Austausch mit weiblichen Imkerinnen sehr, eine tolle Möglichkeit ist beispielsweise der eigens für Frauen initiierte Imkerinnen-Stammtisch des hiesigen Imker-Vereins.
4. Die Natur mit anderen Augen sehen
Mit der Bienenhaltung verändert sich auch der Blick auf die Natur. Wo ich beispielsweise früher den Anblick von Bäumen, Wiesen und Feldern einfach ’nur‘ genossen habe, betrachte ich heute die Natur um mich herum mit anderen Augen. Um zu wissen wie reich Mutter Erde den Tisch für meine Bienen gerade gedeckt hat, halte ich nunmehr Ausschau nach den sogenannten Trachtpflanzen in der unmittelbaren Umgebung. Was blüht gerade und gibt es genügend Pflanzen an denen die fleißigen Bienchen sich bedienen können? Heute weiß ich, dass die Blüten unseres Apfelbaums, die große Linde direkt hinter der Bienenbox und all der Rot- und Weißklee meinen Bienen aufgrund ihres hohen Pollen- und Honigertrags wunderbare Lebensbedingungen ermöglicht.
5. Ein Glas voll Demut und Dankbarkeit
Ein starkes Bienenvolk und sehr gute Startbedingungen haben mir bereits jetzt schon etwas Honig-Überschuss beschert, und eines ist gewiss: kein Honig hat mir jemals besser geschmeckt als dieser! Genau wie selbst angebautes Obst und Gemüse um ein vielfaches besser schmeckt als Gekauftes, macht auch eigens produzierter Honig auf eine so wunderbare Art und Weise dankbar und glücklich, dass man vor Freude beinahe aus seiner Haut fahren möchte. Das Schöne daran: dieses besondere Gefühl von Demut vor der Natur überträgt sich auch auf meine Kinder und so wird jedes Löffelchen Honig wie ein wahres Festmahl zelebriert. Wunderbar!
Das waren sie also, meine ersten Wochen mit meinen neuen Garten-Mitbewohnern. Eine wirklich tolle Zeit in der ich viel gelernt habe und viel Freude an meinen ersten Gehversuchen als Imkerin hatte. Weil man hin und wieder auch mal stolz auf sich selbst sein kann, bin ich gerade sehr froh und glücklich darüber, den Mut gehabt zu haben, mich auf diese Reise mit den Bienen begeben zu haben, und wie schön, dass immer genau die richtigen Bienenfreunde in meinem Umfeld auftauchen, wenn ich sie dringend brauche.
Allerliebste Grüße und bis zum nächsten Mal,
Birgit
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag ist in Kooperation mit bee careful entstanden.
Vielen Dank an bee careful und Prof. Dr. Jürgen Tautz für die fachliche Beratung und Unterstützung!
Andrea says
Ein ganz wunderbarer Beitrag! Danke!
Auch bei mir durfte in diesem Jahr das erste Bienenvolk einziehen und ich bin fasziniert und begeistert.
Viel Freude weiterhin beim Imkern!
*bee says
Danke, liebe Andrea!
Auch Dir wünsche ich alles Gute mit Deinen Bienen!
Allerliebste Grüße,
Birgit
Ulla says
Was für ein tolles Hobby. Ich lese Berichte wie deine immer mit sehr großem Interesse.
Herzlichst Ulla
*bee says
Liebe Ulla,
toll, das freut mich ungemein.
Viele liebe Grüße vom Ammersee,
Birgit
Sonja says
Hallo Birgit,
das ist ein toller Bericht und ich finde es ganz großartig, dass Du Dich für die Imkerei entschieden hast. Mein Vater war auch ein begeisterter Imker.
Und danke auf den Hinweis bee careful. Sehr interessante Seite. Gerade den Pflanzenfinder finde ich sehr gut, so kann ich mich noch mehr drauf einstellen in unserem Garten, welche Blumen gut sind für Bienen. Ich achte sehr darauf.
Liebe Grüße
Sonja
*bee says
Liebe Sonja,
wie schön, das freut mich sehr!
Liebe Grüße,
Birgit