„Was lange währt, wird endlich gut“ heißt es doch so schön, oder? Na hoffentlich, denn seit Tagen, Wochen und Monaten bereite ich mich und meine Umgebung für den Einzug einiger tausend kleiner Mitbewohner vor. Nun ist es bald soweit! Das neue, schicke Zuhause wurde in liebevoller Feinarbeit von meinen 3 Töchtern und mir zusammengeschraubt, und steht jetzt zum Einzug bereit im Garten. Die Nachbarn sind über die neuen Bewohner und eventuell auftretende Einzugs-Wehwehchen informiert, und ich gebe mich währenddessen einem Wechselbad der Gefühle, bestehend aus Aufregung, Vorfreude und großem Respekt, wehrlos hin. Um mir die Wartezeit auf mein erstes Bienenvolk etwas zu verkürzen, tausche ich mich in diesen Tagen häufig mit anderen Imker-Kollegen aus, und ganz nebenbei hoffe ich auf die erlösende Nachricht, dass nach all der langen Vorbereitungszeit endlich ein Bienenschwarm bereit ist, die neue Bienenbox in meinem Garten zu beziehen.
Um die Geschichte meiner Faszination für Bienen ganz zu erzählen, muss ich ein bisschen ausholen, denn bevor die Bienen in mein Leben kamen, war da erstmal nur der Honig. Den esse ich nämlich schon immer leidenschaftlich gerne. Auf frisch gebackenem Sauerteigbrot, im Joghurt oder in einem Glas warmer Milch. Als ich vor 2 Jahren von einer Blogger-Kollegin las, die eine Schulung zur Imkerin besuchte, berührte mich das Thema auf eine sonderbare Art und Weise. Seit diesem Abend, an dem ich vor dem Bildschirm saß und mitlesen konnte wie sich jemand auf eine große Entdeckungsreise mit den Bienen begab, ließ mich das Thema nicht mehr los. Und als ob sich ein Kreis schließen würde, tauchten urplötzlich längst vergessene Erinnerungen wieder auf: das Bienenhaus im Garten meines Opas, das emsige Summen an den vielen Akazienbäumen und nicht zuletzt der Duft von frisch geerntetem Honig. Dieses Gefühl, auf wundersame Art und Weise von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden, fühlt sich an wie zuckersüßer Honig schmeckt. Und so kam es, wie es kommen musste: nur wenige Tage nach diesem berührenden Aha-Erlebnis meldete ich mich zu einem Kurs für Hobby-Imker an der nächstgelegenen Imkerschule an, den ich dann 1 Jahr später erfolgreich abschloss.
Was aus Sentimentalität und einer anfänglich unerklärlichen Faszination begann, ist mir mit der Zeit ein großes Herzensthema geworden. Fakt ist, die Biene gehört heute zu den bedrohten Tierarten, und das obwohl wir ihnen nicht nur ein reichhaltiges Nahrungsangebot, sondern auch eine vielfältige Natur zu verdanken haben. Ohne die emsigen Flugtiere würden zahlreiche Nutz-, Zier- und Wildpflanzen verschwinden. Bienen benötigen also unsere Hilfe. Neben der familiären Verbundenheit zu den Bienen, war dies Grund genug für mich, über die Bienenhaltung im eigenen Garten nachzudenken. Um Bienenhelfer zu werden muss man sich aber natürlich nicht gleich ein eigenes Bienenvolk zulegen, ein paar bienenfreundliche Pflanzen auf dem Balkon oder im Garten sind auch schon ein wunderbarer Schritt in die richtige Richtung.
Weil ich weiß, dass das Thema Bienen viele von Euch mindestens genauso beschäftigt wie mich, habe ich beschlossen Euch ein wenig auf meinem Weg zu und mit den Bienen mitzunehmen. Ein ganzes Bienenjahr lang werde ich hier hin und wieder davon berichten wie es so läuft als Imker-Anfängerin. Dabei lasse ich Euch an den besonderen und erfolgreichen Augenblicken genauso teilhaben, wie an den frustrierenden und unsicheren Momenten. Ich erhoffe mir von diesem Projekt viel Freude, ein wohliges Gefühl von Naturverbundenheit und wenn dann auch noch ein bisschen selbst geernteter Honig für mich und meine Familie dabei herausspringt, freue ich mich noch umso mehr.
Im folgenden 1. Teil meiner Reihe „Imkern mit der Bienenbox“ habe ich meine wichtigsten Erkenntnisse und Tipps für einen guten Start zusammengefasst:
Warum eine Bienenbox?
Unter den vielen verschiedenen Arten der Bienenhaltung, habe ich mich für das Imkern mit der Bienenbox entschieden. Während bei der konventionellen Bienenhaltung ein möglichst großer Honigertrag im Vordergrund steht, geht es hierbei primär um das Wohl der Bienen und deren wesensgemäße Haltung. Die Bienenbox gilt zudem als sehr anfängerfreundlich und gut für Neulinge und Freizeitimker geeignet. Unter optimalen Bedingungen können etwa 15 kg Honig geerntet werden. Der zeitliche Aufwand hält sich, laut Beschreibung der Erfinder, ebenso in Grenzen: etwa 20 Stunden im Jahr sollen ausreichen. Dieses ökologische Prinzip des Imkerns auf kleinstem Raum passt gut zu meinem Alltag und macht mich sehr neugierig auf die tatsächliche Umsetzung.
Woher bekomme ich das nötige Bienen- und Imkerwissen?
Wer mit dem Gedanken spielt selbst Bienen zu halten, sollte unbedingt einen Kurs für Hobby-Imker besuchen. Diese werden deutschlandweit von Imkerschulen oder -vereinen angeboten, und stellen eine wunderbare Gelegenheit dar, auf anschauliche Art und Weise viel theoretisches und praktisches Wissen über das Wesen des Biens und die damit zusammenhängen Aufgaben zu erlernen. Der Verein Stadtbienen e.V. veranstaltet in vielen deutschen Städten Kurse, in denen man das ökologische Imkern mit der Bienenbox erlernen und ausprobieren kann.
Ebenso empfehlenswert ist meiner Meinung nach die Mitgliedschaft in einem örtlichen Imkerverein. Diese bieten in der Regel interessante Kurse, Beratung und die Vernetzung mit anderen Imkern an. Auch lohnenswert ist die oft inkludierte Haftpflicht-Versicherung speziell für Imker, die sogar Diebstahl und Vandalismus abdeckt. Der Imkerverein dem ich angehöre, bietet sogar einen Stammtisch für Imkerinnen an. Einmal monatlich treffen sich hier etwa 10 – 20 Imkerinnen zum Austausch, für mich eine tolle Möglichkeit dringende Fragen loszuwerden oder notfalls auch um Hilfe zu bitten.
Wo finden meine Bienen ein Zuhause?
Noch bevor man sich das notwendige Imker-Zubehör anschafft, sollte die wichtige Stellplatz-Frage geklärt werden. Wer über einen ausreichend großen Garten verfügt, kann die Bienen möglicherweise im eigenen Garten aufstellen. Ansonsten eignet sich auch ein Plätzchen am Waldrand, im Park, auf dem Dach, auf einem nahegelegenen Friedhof oder dem Balkon als Standort für das Bienenvolk.
Da wir über keinen großen Garten verfügen und dieser täglich von mindestens 3 kleinen Kindern bevölkert wird, kam der heimische Garten für mich als Bienen-Standort anfänglich nicht in Frage. Unterstützung bei der Stellplatz-Suche fand ich bei der Gemeinde. Meine Erfahrung ist, dass Vorhaben wie diese gerne von der Gemeinde, Schulen und Pfarrgemeinden unterstützt werden. Meist verfügen diese über Grundstücke, große Gärten oder geeignete Gebäude mit Flachdächern, auf denen Bienen ein gutes Zuhause finden könnten. In meinem Fall bot der Bürgermeister mir ein Stückchen gemeindeeigene Streuobstwiese in der Nähe unseres Hauses an. Während Bienen im städtischen Gebiet in ihrem 3-km-Flugradius meist genügend Nahrung vorfinden, sollte die Umgebung in ländlicherem Gebiet etwas genauer unter die Lupe genommen werden. Vor allem wenn im inneren Flugradius aktive Landwirtschaft betrieben wird, die leider oft mit Monokultur und Pestizidbelastung einhergeht.
In meinem Fall nahm die geplante Bienen-Standortwahl kürzlich leider eine ungeplante Wendung. Da die besagte Streuobstwiese direkt neben einem großen Acker liegt auf dem Mais angebaut wird, wurde mir von anderen Imkern davon abgeraten, die Bienen neben einem Maisfeld aufzustellen. Dieser erfordert einen hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die wiederum eine große Gefahr für die Bienen darstellen. Weil mir die Zeit nun ein wenig davonläuft, wird die Bienenbox nun auf einer freistehenden Wiese neben unserem Garten aufgestellt. Sie ist damit weit weg genug von meinen Kindern und gleichzeitig noch in meiner Sichtweite.
Für den idealen Standort gelten übrigens die folgenden Regeln: Sonne und Schatten im Tagesverlauf – windgeschützt – freie Flugbahn – möglichst nah am Wohnort – leicht zugänglich – genügend Abstand zu Nachbar-Bienenvölkern. Unmittelbare Nachbarn sollte man über das Imker-Vorhaben informieren. Skeptische Nachbarn lassen sich mit einem kleinen Glas Honig vielleicht etwas besänftigen ;-).
Welches Zubehör und Materialien benötige ich für den Anfang?
Zur Grundausstattung gehören neben der eigentlichen Bienenbox ein Stockmeißel, ein Bienenschleier, Handschuhe, der Abkehrbesen und ein Smoker. Außerdem benötigt man Verbrauchsmaterialien wie z.B. Ameisensäure und Oxalsäure zur Behandlung der Bienen gegen die gefährliche Varroamilbe. Zubehör und Materialien findet man in lokalen Imkerbedarfsläden und diversen Online-Shops. Es lohnt sich auch sich in Imkervereinen umzuhören, es gibt immer wieder Imker die aufhören und ihr Material günstig verkaufen oder sogar verschenken.
Im Onlineshop bienenbox.de findet man neben der Box auch ein sehr praktisches Starter- bzw. ein Allrounderset, in dem alle wichtigen Materialien bzw. Gerätschaften enthalten sind. Das Zusammenbauen der Bienenbox gelingt übrigens, dank einer vorbildlichen Bauanleitung, ganz wunderbar und schnell. Für die Box habe ich etwa eine Stunde gebraucht, eine weitere knappe Stunde lang habe ich für das Zusammennageln der mitgelieferten Rähmchen benötigt.
Woher bekomme ich die Bienen?
Für optimale Bedingungen zum Imkern mit der Bienenbox, gilt die Empfehlung mit einem Naturschwarm zu beginnen. Hier gelingt das Einlogieren der Bienen in das neue Zuhause am einfachsten. Um an einen Schwarm zu kommen sollte man sich am besten an einen Imkerverein oder Imkerkollegen in der Nähe wenden. In der Schwarmzeit gibt es immer wieder Schwärme, die abzugeben bzw. zu verkaufen sind. Auch Online-Communities wie beispielsweise die Schwarmbörse helfen unter Umständen bei der Suche nach einem geeigneten Bienenschwarm.
Und was kommt jetzt?
Sobald man das ganze Material zusammen und einen geeigneten Stellplatz gefunden hat, kann es eigentlich losgehen. Ich stehe derzeit mit zwei Imker aus der Nachbarschaft im Austausch, so dass sich hoffentlich auch bald ein Schwarm findet, der dann in meiner Bienenbox einziehen kann. Aber davon werde ich beim nächsten Bericht von der Anfänger-Imkerinnen-Front bald berichten.
Ich hoffe ich kann Euch ein bisschen für das Thema Bienen begeistern. Mir liegt es sehr am Herzen und ich freue mich über viele, viele andere Bienenfreunde. Wer nun vielleicht ein wenig Lust bekommen hat den Bienen etwas Gutes zu tun ohne gleich loszuimkern, findet auf der Webseite von bee careful, einer Initiative zum Schutz der Bienengesundheit und der Fruchtvielfalt, viele hilfreiche Informationen. Wie wäre es zum Beispiel mit ein paar Pflanzen in Deinem Garten oder Balkon, an denen nicht nur Du, sondern auch die Bienen große Freude haben? Welche Blumen den Bienen nützen und perfekt zu Dir passen, verrät zum Beispiel dieser tolle Pflanzenfinder.
Ich freue mich über viele, viele Bienenfreunde!
Allerliebst Grüße und bis zum nächsten Mal,
Birgit
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag ist in Kooperation mit bee careful entstanden.
Vielen Dank an bee careful und Prof. Dr. Jürgen Tautz für die fachliche Beratung und Unterstützung!
Nic says
Wie toll, dass du das machst! Ich freue mi h auf deine Berichte.