Seit 9 Monaten zähle ich mich (mit nicht ganz unerheblichem Stolz) zu den Hobby-Imkern, denn im Mai vergangenen Jahres zog ein stattlicher Bienenschwarm in meine neue Bienenbox in unmittelbarer Nähe zu unserem Garten. Hier und hier hatte ich ja bereits im Laufe der letzten Monate von meinen ersten Gehversuchen als Jung-Imkerin berichtet.
Nach einem überraschend guten Start, der mir die Nervosität nahm und viel Ruhe, Zuversicht und sogar ein klein wenig Honigüberschuss brachte, wurde es ab August Zeit die ersten Vorkehrungen für die erste Überwinterung meines Bienenvolkes in der Bienenbox zu treffen.
Mit diesem kurzem Update möchte ich Dir heute zeigen was Bienen und Imker so in den Wintermonaten tun, und um welche Erfahrungen ich in den letzten Monaten wieder ein Stückchen reicher geworden bin.
Was tun die Bienen im Winter?
Im Winter ist für die Bienen ein selbst verordneter Hausarrest angesagt, denn sobald die Temperaturen sinken verlassen sie für einige Monate ihren Bienenstock nicht. Um diese Zeit gut zu überstehen haben die possierlichen Tierchen im Idealfall einen ordentlichen Honigvorrat angelegt. Die eher kurzlebigen Sommerbienen werden von den langlebigen Winterbienen abgelöst, gleichzeitig schrumpft das Volk und bildet die sogenannte Wintertraube. Dabei rücken die Bienen ganz nahe um die Bienenkönigin zusammen, wärmen sich gegenseitig und wechseln sich dabei erstaunlicherweise auch noch ganz fair und gerecht ab. Die Bienen im äußeren Bereich der Traube werden regelmäßig von den aufgewärmten Bienen aus dem Innenbereich abgelöst. Wenn ab Februar die Temperaturen dann langsam wieder steigen, nimmt die Königin ihre Arbeit wieder auf und beginnt fleißig Eier zu legen und damit für Nachwuchs zu sorgen. Pünktlich zum Frühjahr schlüpfen die neuen Arbeiterinnen und machen sich draußen an die Arbeit. Mehr faszinierende Infos zu den Winter-Überlebensstrategien der Bienen kann man übrigens hier ganz wunderbar nachlesen.
Und was tut der Imker im Winter?
Auch wenn sich die Bienen in den kalten Wintermonaten nicht mehr draußen zeigen und für den Imker wesentlich weniger Arbeit anfällt, kommt dennoch keine Langeweile auf. Heute nehme ich Dich ein klein wenig mit durch meinen ersten Winter als Hobby-Imkerin und zeige Dir was ich in den letzten Wochen und Monaten für und mit meinen Bienen getan habe.
1. Ohne Sommer kein Winter
Die Vorbereitung für einen guten Winter sowie einen optimalen Start im Frühling werden bereits im Sommer getroffen, denn gleich nach der Honigernte wird sich intensiv um die Bienengesundheit gekümmert. Größte Bedrohung dabei: die aus Asien stammende und äußerst zerstörerische Varroa-Milbe. Sie gehört zu den größten Feinden der westlichen Honigbiene und weil sich unsere heimischen Bienenvölker, im Gegensatz zu ihren asiatischen Verwandten, nicht gegen die winzige Bedrohung auf acht Beinen wehren können, ist die Unterstützung durch den Imker zwingend notwendig. Sobald die Honigernte Mitte bis Ende Juli abgeschlossen ist, kontrolliert jeder Imker den Varroamilben-Befall seiner Bienen und beginnt mit der Sommer-Behandlung. Die Varroa-Milbe zu erkennen ist für das ungeübte Auge eines Imker-Anfängers nicht so einfach, ich habe mir aus diesem Grund mit der Vergrößerungsfunktion des Smartphone beholfen – das hat erstaunlich gut geklappt!
Ist der Befall erstmal bestimmt, und stellt sich das Volk als ordentlich Varroa-geplagt heraus, ist unter Umständen eine Behandlung notwendig. Gängige Varroa-Bekämpfungsmethoden sind die Behandlungen mit Ameisen- oder Oxalsäure. Die Behandlung ist für die Bienen harmlos, wirkt aber recht zuverlässig gegen den lästigen Parasiten. Die Behandlung ist relativ einfach, als Anfänger habe ich mir aber auch hierbei kompetente Hilfe von einem Imker aus der direkten Nachbarschaft geholt. Ausführliche und wichtige Infos zum größten Bienen-Feind kann man übrigens hier nachlesen.
Vor Jahresende erfolgt dann eine weitere Behandlung zur Restentmilbung um dem Bienenvolk einen möglichst guten Start in das neue Bienenjahr zu ermöglichen.
Sobald die Temperaturen sinken und die Bienen den Flugbetrieb einstellen, gilt die goldene Regel: So wenig Störung wie möglich! Neben der Sommer- und Winterbehandlung gilt es eine Sache noch unbedingt sicher zu stellen: Haben die Bienen genügend Futtervorräte. Erkennen kann man dies übrigens an der richtigen Tonlage des Summens. Weil ich noch wenig Vertrauen in meine Bienen-Dolmetscher-Qualitäten habe, lasse ich die gelegentlichen Hörproben von meinem Opa, einem erfahrenen Imker, machen.
Bislang geht es meinen Bienen übrigens prächtig, was leider keine Selbstverständlichkeit ist und wofür ich sehr dankbar bin, denn viele meiner Imker-Freunde klagen in diesem Jahr über sehr große Verluste unter ihren Bienenvölkern.
2. Die Familie miteinbeziehen
Weil das Ende des Sommers gleichzeitig bedeutet, dass das Bienenvolk langsam schrumpft und auch im Bienenstock mehr Ruhe einkehrt, war dies für mich der perfekte Zeitpunkt meine Familie etwas mehr in die Arbeit mit und für die Bienen einzubeziehen. Meine 3 Töchter hegten in den ersten Wochen und Monaten großen Respekt vor den neuen, fliegenden Mitbewohnern und beobachteten den Bienenflug, die Arbeit am Bienenvolk oder auch die erste kleine Ernte am liebsten nur aus sicherer Entfernung. Weil das Interesse, vor allem mit der ersten Honig-Kostprobe, schier bis ins Unermessliche stieg, begann ich ab Herbst meine Töchter nach und nach in die Imker-Arbeiten zu integrieren. Von Kopf bis Fuß in Imkeranzüge eingepackt sind sie seitdem neugierige, dankbare und überraschend behutsame kleine Assistentinnen.
3. Die Honig-Ernte genießen
Während die Bienen in ihrer Bienenbox auf Honigreserven überwintern, tue ich hier draußen ähnliches. Zu meinem Glück habe ich mit meinen ersten Bienen nicht nur ein besonders sanftmütiges, sondern auch ein außergewöhnlich großes, starkes Volk erwischt, dass mir im Juli sogar schon etwas Honig beschert hat. Zur Überwinterung in der Bienenbox benötigen die Bienen, je nach Größe des Volkes etwa 10 – 15 kg Honig. Der Überschuss darf zum Eigenverzehr geerntet werden.
Den selbst geernteten Honig zu genießen ist ein sagenhaftes Geschmackserlebnis. Gefühle wie Stolz und Dankbarkeit verstärken den Genuss noch um ein Vielfaches und es ist schön zu sehen, wie auch meine Töchter ‚unseren‘ Honig ganz besonders wertschätzen und genießen.
Neben dem reinen Honig-Genuss ist dieser bei uns auch ein beliebtes Heilmittel. Bei Halsschmerzen sorgt ein TL Honig im warmen Tee für eine wohltuende Wirkung und auch spröde Lippen und Hautreizungen werden mit einer dünnen Schicht Honig schnell gelindert. Ich lese mich gerade erst in das Thema ein, mehr Infos dazu findet man aber beispielsweise in diesem Buch: „Die Heilkraft des Honigs„*.
4. Von Bienchen und Blümchen
Die Winterpause nutze ich auch gerne zur Erweiterung meines noch recht kleinen und übersichtlichen Wissensschatzes über Bienen und die Imkerei im Allgemeinen. Die ersten Monate mit einem eigenen Bienenvolk sind sehr hilfreich dabei, dem oftmals sehr theoretischen Wissen aus der Hobby-Imkerausbildung einen Platz zugeben. Aktuelle Bienenlektüre: „Die Honigfabrik„* von Jürgen Tautz und Diedrick Steen – ein tolles, lehrreiches und unterhaltsam geschriebenes Buch über das Wunder der Bienen.
Ebenfalls nicht missen möchte ich auch den Austausch mit anderen Imkern in meiner Gegend. Als ganz großartig hat sich hierbei beispielsweise der Imkerinnen-Stammtisch erwiesen, der einmal monatlich zum geselligen Austausch ins urig-bayerische Wirtshaus lädt. Bienenbegeisterte Frauen im Alter von 18 – 70 Jahren treffen sich hier einmal im Monat um sich auszutauschen, ihre Erfahrungen zu teilen oder von dem Wissen anderer Imkerinnen zu profitieren. Als Anfängerin ist dies die perfekte Möglichkeit Fragen zu stellen oder hin und wieder auch um Hilfe zu bitten. Weil Frauen meiner Meinung nach oft anders imkern als viele ihrer männlichen Imker-Kollegen, fühle ich mich in dieser weiblichen Beekeeper-Runde sehr wohl.
5. Vorbereitung auf den Frühling
Zu guter Letzt nutzt jeder Imker die dankbare Winterpause auch zur Vorbereitung auf den Frühling und das neue Imkerjahr. In der Regel müssen Rähmchen repariert oder erneuert werden, Werkzeuge wie Stockmeißel, Abkehrbesen und Schutzanzug tut eine Reinigung gut, und beim Imker-Inventar ist eine Aufstockung von Rauchkraut & Co. wieder sinnvoll. Parallel spielt ab Januar auch der Wetterbericht wieder eine große Rolle und sollte zuverlässig verfolgt werden, um evtl. Rückschlüsse auf den Rhythmus der Bienen zu ziehen. Bevor ab etwa Ende März die Natur wieder beginnt zu erwachen, sollte vor dieser Zeit unbedingt noch eine Futterkontrolle gemacht werden, um zu verhindern dass das Bienenvolk auf den letzten Metern des Winters verhungert. Eventuell ist hier eine Notfütterung mit Futterteig oder Zuckerwasser notwendig.
Während es für mich nun weiterhin heißt ‚Daumen drücken‘ dass mein Bienenvolk gut und gesund durch den Winter kommt, kannst auch Du etwas dazu beitragen, um den Bienen einen guten Start ins neue Jahr zu ermöglichen. Du fragst wie das gehen soll, schließlich möchte sich verständlicherweise nicht jedermann gleich ein eigenes Bienenvolk zulegen. Wenn Du einen Garten hast, wären bienenfreundliche Pflanzen eine wunderbare Möglichkeit um Bienen mit zusätzlichen Futterquellen zu versorgen. Das Ganze funktioniert übrigens auch ganz prima auf dem Balkon, hier gibt es ein paar tolle Tipps zu bienenfreundlichen Balkonpflanzen.
Darauf ein Honigbrot!
Allerliebste Grüße und bis zum nächsten Mal,
Birgit
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von bee careful.
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Kerstin says
Ich habe jetzt erst einmal mit Wildbienen angefangen, vielleicht bin ich irgendwann mal so mutig und gehe auch zu Honigbienen über 😉
Spannend finde ich das auf alle Fälle!!!
http://www.kastanies-leseecke.de/?p=14809