Vor knapp einem Jahr stolperte ich beim Lieblingsblogs-Surfen mehr oder weniger zufällig auf diesen Post von Clara aka tastesheriff. Hin und wieder gibt es Blog-Beiträge die mich noch lange beschäftigen, weil sie mich berühren, motivieren, nachdenklich machen, inspirieren oder manchmal auch einfach nur amüsieren. Claras Bericht gehört in genau diese Kategorie. Tagelang zog ich innerlich meinen Hut vor ihrer Entscheidung eine Ausbildung zur Imkerin zu machen, und sich damit gegen das Bienensterben einzusetzen. Claras Erfahrungsbericht rührte aber etwas in mir an, dass ich anfangs gar nicht so richtig beschreiben konnte, denn bislang interessierte mich an Bienen eigentlich nur eines: der Honig, den mag ich nämlich richtig gern.
Die Tage vergingen, die Faszination für das Thema blieb, und so beschloss ich von heute auf morgen: Das will ich auch! Ich will auch Imkerin werden, mich für Bienengesundheit einsetzen und etwas gegen das besorgniserregende Sterben der kleinen possierlichen Tierchen tun. Und wenn zum Schluss dann auch noch etwas Honig für mich und meine Familie übrig bleibt, umso besser.
Je mehr ich über das Thema nachdachte, umso mehr wurde mir bewusst, dass ich ja eigentlich aus einer Familie voller Imker stamme. Mein Opa ist selbst leidenschaftlicher Bienenhüter und seine Augen strahlen immer noch wenn er von seinen vielen Bienenvölkern erzählt – auch wenn dies viele, viele Jahre zurückliegt. Und tatsächlich, ich erinnere ich mich wieder: an das Bienenhaus im Garten meiner Großeltern, an das umtriebige Summen der vielen kleinen Pollensammlerinnen, an den Geschmack des frisch geschleuderten Honigs und die vielen Honiggläser im Vorratskeller – jahrelang waren diese Bilder in meinem Kopf vergraben und plötzlich waren sie wieder da. Fast so als ob’s erst vorgestern gewesen wäre, und ich gerade erst als kleines Mädchen den Honiglöffel abschlecken durfte…
Lange Rede, kurzer Sinn: weil die Bienen mich nicht mehr los ließen und sich all dies nach etwas ganz GROSSEM anfühlte, hatte ich innerhalb kürzester Zeit herausgefunden wo die nächste Imkerschule ist, mich dort angemeldet und im Januar mit meiner Ausbildung zur Imkerin begonnen. So. Nägel mit Köpfen machen geht manchmal ganz einfach.
Und was soll ich sagen: die Imkerei macht mir auch einige Monate später so unendlich viel Spaß, dass ich hin und wieder vor Freude Gänsehaut bekomme! Einmal im Monat mache ich mich mit meinem Imkerschleier auf den Weg in die Imkerschule um Neues über das faszinierende Leben der Bienen zu erfahren, mir Theorie- und Praxiswissen über das Bienenjahr anzueignen und die ersten Gehversuche als Imkerin zu wagen.
Das Thema „Bienen und Imkerei“ erlebt gerade einen sehr großen Aufschwung – scheinbar geht es viele Menschen wie mir: sie sind hellhörig für das Thema geworden, interessieren sich für Bienenhaltung und haben nicht nur Lust darauf ihren eigenen Honig zu ernten, sondern auch gleichzeitig etwas für diese bedrohte Tierart zu tun. Ich finde das absolut wunderbar und möchte diesen Trend zum Anlass nehmen in meiner Reihe „Mein Jahr in Büchern“ den Monat Mai den Bienen, bzw. interessanter Literatur für Bienenfreunde und Hobbyimker zu widmen. Vielleicht habt Ihr ja auch Lust ein wenig mehr über das drittwichtigste Nutztier der Welt zu erfahren? Ich stelle Euch meine 6 liebsten Bienen-Bücher vor – allesamt sehr interessant und absolut weiterzuempfehlen!
1. „Bienewissen – 500 bewährte Tipps für erfolgreiches Imkern“ von James E. Tew (Frederking & Thaler Verlag): Den Anfang macht ein wunderbares Nachschlagewerk von dem amerikanischen, sehr erfahrenen Imker James E. Tew. „Die Bienenhaltung ist eine Mischung aus Handwerk, Kunst und Glück“ so Tew. In seinem knapp 300 Seiten langen Frage-Antwort-Ratgeber versucht der Autor Imkerneulingen ein bisschen von allem mit auf den Weg zu geben. Das Buch ist typisch amerikanisch: pragmatisch, mitten aus dem Legen gegriffen und der Autor lässt den Leser auf angenehme Art und Weise an seiner Freude über die Arbeit mit den Bienenvölkern teilhaben. Darüber hinaus bietet das Buch – vor allem Anfängern wie mir – einen wunderbaren Überblick, denn oft droht man am Anfang im unüberschaubaren Meer des Bienenwissens zu versinken. In 10 Kapiteln erfährt man in „Bienenwissen“ von der Austattung bis zur Honigernte alles Notwendige. Das Buch verzichtet leider auf Bilder, dafür ist es sehr umfangreich und es gibt wohl kaum eine Frage zu der man in dem Nachschlagewerk keine Antwort findet.
2. „Die Biene – Eine Liebeserklärung“ von Kerstin Eitner und Katja Morgenthaler (greenpeace magazine edition): Dieses Bienen-Set bestehend aus Buch, einem Glas Wald- und Wiesenhonig sowie einem Tütchen Blumen- und Kräutersamen („Bienenmenü“) ist ein ganz außergewöhnliches Geschenk-Set – egal ob für sich oder für andere Bienen- und Honigliebhaber. Mit „Die Biene – Eine Liebeserklärung“ haben die beiden Autorinnen ein wunderschönes, beeindruckend gut recherchiertes Buch über die Biene geschaffen. Die Aufmachung ist ein Traum (schlichter stoffbezogener Buchdeckel, die Seiten im Farbschnitt, zahlreiche liebevoll handgezeichnete Illustrationen), der Inhalt weicht von klassischen Bienen- und Imkerbüchern ab, was neue Perspektiven und Gedanken ermöglicht. In dieser zauberhaften Liebeserklärung geht es weniger um die Biene als Nutztier, sondern vielmehr um ein Portrait der Bienenwelt. Das Buch ist wunderbar geschrieben und liefert unglaublich viel interessantes Hintergrundwissen zum Bienen-Organismus. Absolut empfehlenswert und im Bienenset mit Honig und Samen eine ganz außergewöhnliche Geschenkidee.
3. „Die Biene – Geschichte, Biologie, Arten“ von Noah Wilson-Rich (Hrsg.) (Haupt Verlag): Dieses sehr detailliert geschriebene gibt sehr tiefe Einblicke in Evolution, Biologie und das Verhalten der Bienen. Obwohl es mich hin und wieder mit seinem beinahe wissenschaftlich anmutenden Anspruch teilweise etwas überforderte, hat mir das Buch als Anfängerin gleichzeitig ein umfangreiches Verständnis für das kleinste Haustier des Menschen eröffnet. Absolut begeistert haben mich vor allem die optisch sehr eindrucksvoll gestalteten Bildstudien von 40 unterschiedlichen Bienenarten, samt den Informationen über ihre Ausbreitung, ihr Verhalten und ihre Beschreibung. Obwohl ich finde, dass das Buch vor eher für ‚fortgeschrittene Bienenliebhaber‘ geeignet ist, möchte ich es in meiner Bienen-Bibliothek nicht mehr missen. So viele Detailinformationen über Bienen habe ich bislang in keinem anderen Buch gefunden. Ein tolles Werk mit umwerfenden Fotos!
4. „Unsere ersten Bienen“ von Angelika Sust (Ulmer Verlag): Das Buch ist noch nicht lange auf dem Markt, aber die positiven Bewertungen überschlagen sich beinahe! „Unsere ersten Bienen“ ist ein wunderbares Einsteigerbuch für Hobby-Imker und all diejenigen die mit dem Gedanken spielen selbst naturnah Bienen zu halten. Neben einem Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten Bienenhaltung zu betreiben, erklärt die Autorin angenehm einfach und sehr unterhaltsam alle wichtigen Bezeichnungen aus dem Bienen-Wortschatz. Mit vielem anschaulichen Bildmaterial lernt man bei Lesen alles wichtige über die Imker-Ausstattung, den idealen Standort oder den Umgang mit lästigen Bienenkrankheiten und Varoamilben-Befall. In jedem Kapitel findet man unter der Rubrik „Was sie als Imker tun“ praxisorientierte Tipps zu bevorstehenden Aufgaben und der dazu gehörige Vorgehensweise. Ich mag dieses Buch sehr, vor allem weil es sehr informativ ist, auch komplexe Zusammenhänge leicht verständlich beschreibt und Mut macht die Imkerei einfach auszuprobieren. „Unsere ersten Bienen“ ist dank seiner schönen und großzügigen Bebilderung, sowie den kurz und übersichtlich gehaltenen Texten, auch für Kinder und Jugendliche eine wunderbar verständliche Bienen-Lektüre.
5. „Bienen halten“ von Franz Lampeitl (Ulmer Verlag): Im gleichen Verlag erschienen und etwas mehr ins Detail gehend, ist das Buch vom erfahrenen Imker Franz Lampeitl. Der Inhalt ist speziell auf Imker-Neulinge zugeschnitten, stellt die Zusammenhänge aber etwas komplexer und ausführlicher dar als einige der vorangegangenen Bücher. Der zwischenzeitlich verstorbene Franz Lampeitl verfügte über beachtliche 70 Jahre Bienenerfahrung, denn bereits im Alter von 11 Jahren kümmerte er sich um die ersten Völker seiner Familie. Seine überaus große Begeisterung für die Imkerei ist in dem Buch deutlich spürbar, was es zu einem sehr ansprechenden Einsteigerwerk macht. Mir gefällt dass das Buch sehr offen geschrieben ist, und auch komplizierte Schritte und Vorgehensweisen sehr leicht nachvollziehbar sind. Besonders anschaulich: neben vielen Fotos findet man in dem Buch jede Menge hilfreiche Infografiken und es gibt ein eigenes Kapitel, dass sich den rechtlichen Vorschriften bei der Bienenhaltung widmet. Dieses Thema ist bei der Bienenhaltung ein sehr wichtiges, wird aber leider oft vernachlässigt. Umso erfreulicher, dass der Autor es in das Buch mit aufgenommen hat.
6. „Bienen Basics – Alles was Hobbyimker und Bienenfreunde wissen müssen“ von Sandra und Armin Bielmeier (GU Verlag): Wer kennt sie nicht: die GU Basic Bücher. In meinem Bücherregal finden sich neben zahlreichen Basic Kochbüchern auch noch viele weitere Ausgaben dieser Buch-Reihe. Umso gespannter war ich als Anfang diesen Jahres das Buch „Bienen Basic“ veröffentlicht wurde. Und was soll ich sagen: das Buch ist wunderbar! Die beiden Autoren lassen den Leser im angenehmen und sehr sympathischen Plauderton an ihren Erfahrungen als Imker-Familie teilhaben. Die Illustration des Buches ist sehr modern und maximal übersichtlich gestaltet, was das Lesen sehr angenehm und unterhaltsam macht. Wie andere Imker-Bücher auch, führt das Buch einen auf sehr anschauliche Art und Weise durch das Bienenjahr, zeigt wie der Einstieg in die Imkerei gelingt und veranschaulicht Step-by-Step alle wichtigen Aktivitäten die im Laufe des Jahres anfallen. Wer einen ersten Einblick in die Hobby-Imkerei möchte, sollte es sich mit diesem Buch an einem sonnigen Nachmittag, idealerweise im Garten, gemütlich machen und einfach drauflos lesen. Vermutlich ist das Buch am Ende des Tages ausgelesen. Eine wunderbar gelungene Einsteiger-Literatur die Freude weckt und Lust auf die Imkerei macht!
Bis Herbst werde ich noch fleißig weiterüben und wenn alles gut geht, dann kümmere ich mich nächstes Jahr, mit hoffentlich tatkräftiger Unterstützung von meinem Opa, um meine eigenen ersten Bienenvölker: Wie aufregend ich das finde, kann ich gar nicht in Worte fassen.
Und Du? Für was brennt Dein Herz gerade lichterloh? Und hast Du vielleicht auch gerade etwas ganz Neues begonnen? Ich freue mich von Dir zu hören!
Bis zum nächsten Mal!
Allerliebst,
Birgit
Claudia says
Liebe Birgit,
wie immer fand ich auch diesen Artikel außerordentlich interessant und spannend. Wünsche dir weiterhin viel Spaß und vor allem Erfolg mit den Bees 🙂
LG
Claudia
Britt says
Super. Ich erkenne mich selbst wieder. Wollte schon lange Bienen haben und als wir 2013 in ein Haus mit großem Garten zogen habe ich gleich beim Imkerverein nachgefragt ob das geht mit Grundschule direkt nebenan und ob man Nachbarn fragen muss….
Dann Kurse und einen Bienenpaten von dem ich im Sommer letzten Jahres einen Ableger bekam. Der hat sich zum Glück so gut entwickelt dass er geschwärmt ist als mich noch alle für verrückt erklärt haben als die Anfängerin meinte ich habe Angst, dass die Schwärmen wenn ich jetzt nichts tue.
Im Moment zittere ich weil ich keine Brut entdecken kann. Kann natürlich daran liegen, dass ich einfach zu doof bin sie zu erkennen so al Neuling.
Aber ich liebe meine Bienen.
Mit Entspannen habe ich ja so meine Probleme, aber vor meinen Kästen zu sitzen und zuzuschauen welche Farben die Pollenhosen haben könnte ich Stunden.
Und ja, auch bei mir stehen die Bienen im Vordergrund auch wenn ich mich natürlich auf den ersten Honig dieses Jahr riesig freue.
Gut, dass Du Unterstützung in der Familie hast. Ich mag inzwischen nämlich meinen Paten schon nicht mehr nerven, aber glaube mir. Man steht oft davor und überlegt – warum machen sie das jetzt? Das stand doch nirgends.
Ganz viel Spaß mit den Biens.
Katrin says
Schön das Du Dich am Imkern erfreust. Mein Mann ist seit letztem Jahr Imker, leider sind ihm im Winter alle Völker bis auf Eines eingegangen. Doch mittlerweile hat er selbst schon vermehrt und einen Schwarm hat er auch schon eingefangen. Geht also weiter. Und ich freu mich auf den Honig!
Ist einfach ne absolut wichtige Arbeit die Ihr da macht. Weiterhin viel Erfolg wünsche ich Dir!
Kama says
Liebe Birgit,
da kann ich nur sagen: Chapeau! So toll, dass du es einfach mal gewagt hast : ) Das Thema beschäftigt auch uns seit Längerem und erst recht, seit wir einen größeren Garten haben. Bisher ist es noch eher ein Wunsch in ferner Zukunft und bis es vielleicht irgendwann soweit ist, pflanzen wir schon mal überall Bienen freundliche Blumen. Kennst du zufällig den Dokumentarfilm „More than Honey“? Wirklich sehenswert ; )
Ganz ganz liebe Grüße und viel Erfolg weiterhin!
Kama
Nicole says
ich bin ganz zufällig über deinen blog gestolpert und konnte mich nicht mehr losreißen. du sprichst mir in so vielen dingen aus der seele. ich hab beim lesen alles um mich herum vergessen. Deine Beiträge begeistern und berühren mich. Danke an dieser Stelle, dass du mein Leben ein kleines Stück bereichert hast.
Bee says
Hallo „Emmabee“
Deine Blogseite ist wirklich so liebevoll und bringt Farben in das tägliche Leben. Man kommt auf neue Ideen. Ich habe einige Deiner Beiträge gelesen, sie sind so schön zu lesen.
Schön, dass Du jetzt auch zu den Imkerinnen anschließt. Ich bin selbst seit letztes Jahr auch Imkerin und kann mich nur daran erfreuen. Es ist eine schöne Beschäftigung neben den täglichen Dingen. Ich sehe jetzt die Natur mit anderen Augen an.
Die Büchertipps sind toll, aber auch die anderen Sachen …
Wünsche Dir eine wunderbare Zeit mit den Bienen, und ich freue mich auf Deine weiteren Beiträgen.