Ich bin der festen Überzeugung, dass es für jede Situation im Leben das passende Buch gibt, denn ganz egal ob mir gerade nach Lachen, Weinen, Grübeln, Mitfühlen, Gruseln, Aufmuntern, Kochen, Basteln oder was auch immer zumute ist… in meiner umfangreichen Hausapotheke aus Papier findet sich garantiert die richtige Medizin die all das noch schöner, rührseliger oder aufregender macht. Kein Wunder also, dass ich mir tagtäglich immer wieder ein paar Momente gönne, um für ein kostbares Weilchen zwischen zwei Buchdeckeln zu verschwinden. Das ist meine Instant-Entspannung – braucht nicht viel Anlauf und funktioniert immer…
Im Moment habe ich mein Herz an ein paar vermeintlich unscheinbare und dafür umso liebenswertere Helden verloren, denn keine Figur erobert in Büchern mein Herz schneller als der kauzige Nachbar, die schrullige Einzelgängerin oder der nerdige, kleine Turnbeutel-Vergesser. Nahbar, sympathisch und so herrlich aus dem Leben gefallen – ich liebe es ihre Geschichten zu lesen, mich von ihnen unterhalten zu lassen und einem schönen Ende entgegenzufiebern.
In meiner monatlichen Kolumne „Mein Jahr in Büchern“ möchte ich Dir heute, zugegeben mit ein paar Tagen Verspätung, meine lesenswerten April-Lieblinge vorstellen. 5 Bücher die alle eines gemeinsam haben: sie erzählen die Geschichte von liebenswerten Menschen: mal lustig, mal berührend, hin und wieder nachdenklich oder auch mal zum Heulen schön…
Wie immer gibt es eine Kurzzusammenfassung und meine Meinung zu dem Buch. Alle 5 Bücher kann ich wärmstens empfehlen: als Urlaubs-Lektüre, für ein paar schöne Stunden auf Balkon oder Terrasse oder auch einfach mal zum Abtauchen vom hektischen Alltag. Eines der 5 Bücher mich übrigens unerwarteter Weise total umgehauen. Welches das ist, verrate ich Dir gleich…
1. „Hector und die Suche nach dem Paradies“ von Francois Lelord (Piper) – Als ich Anfang des Jahres ein Hector-Buch geschenkt bekam, schloss ich den liebenswerten französischen Psychiater sofort in mein Herz, bestellte alle damals verfügbaren Bände und verschlang innerhalb von 14 Tagen alle 6 Bücher. In einer bestechend einfachen, fast kindlich naiven Sprache, setzt sich Hector in den Büchern mit den wichtigen Lebensthemen Glück, Freundschaft, Liebe, Familie, Zeit… auseinander. Das er dies auf eine umwerfend schlichte und gleichzeitig berührende Art und Weise tut, ist absolut genial und schön zugleich. In einer gekonnten Mischung aus Psychologie und Philosophie erklärt der Autor Francois Lelord, selbste Psychiater, dem Leser die großen Fragen des Lebens, ohne auch nur ansatzweise belehrend zu wirken. In dem neuesten Hector-Roman erzählt Lelord die allererste Reise des Jung-Psychiaters und versucht gleichzeitig Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens zu finden. Die Auseinandersetzung mit den großen Weltreligionen ist kein einfaches Thema, und ein wenig hat dieser Band an der leichtfüßigen Art der bisherigen Hector-Abenteuer eingebüßt, und trotzdem versteht der französische Autor es wie kein anderer die großen Fragen nach dem Woher und Wohin in eine unterhaltsame, kurzweilige Geschichte zu packen. Chapeau!
2. „Die wahren Märchen meines Lebens“ von Barbara Fiorio (Thiele Verlag) – Ein herzerwärmender Roman über eine ungewöhnliche Freundschaft: sanft, romantisch und erheiternd frech. Im Treppenhaus ’stolpert‘ die 40-jährige Werbetexterin Giulia eines Nachts über das neunjährige Mädchen Rebecca. Giulia, erfolgreich, schrullig und etwas einsam beherbergt fortan allabendlich die kleine, verängstigte Rebecca, deren Mutter nachts arbeitet. Um sich die langen Abendstunden zu vertreiben erzählt sie ihr die ursprünglichen Versionen von Grimm’s Märchen, authentisch und sehr besonders. Aus den heimlichen Begegnungen entwickelt sich eine zarte Freundschaft und auch als Leser bekommt man große Lust sich selbst auf Grimmsche Fährtensuche zu begeben. Das Buch ist ein wunderbarer Unterhaltungsroman ohne in die Trivialität abzudriften. Interessant: die Autorin, heute Sprecherin des Bürgermeisters von Genua, weiß wovon sie spricht: vor einigen Jahren hat sich intensiv mit dem Thema ‚Märchen‘ auseinandergesetzt, und dazu ein eigenes Sachbuch veröffentlicht.
3. „Wolken wegschieben“ von Rowan Coleman (Piper) – Wer die ersten beiden Bücher von Rowan Coleman gelesen hat, sollte unter Umständen einen Neustart-Knopf drücken, bevor er sich dem neueste Werk der Autorin widmet. Während die ersten beiden Bücher teilweise sehr ernst und manchmal sogar etwas schwermütig daherkamen, ist“Wolken wegschieben“ leichtfüßiger und unterhaltsamer, trotz ebenfalls ernstem Thema. In dem Selbstfindungsroman setzt sich die übergewichtige Anti-Heldin Willow mit ihrem Leben und insbesondere ihrer belastenden Vergangenheit auseinander. Während man sich am Anfang der Geschichte noch ein klein wenig warm lesen muss, hat mich der leichte Schreibstil im weiteren Verlauf angenehm begeistert. Ich mag das sympathische, zupackende Wesen der Protagonistin und habe ihren Weg gebannt mitverfolgt. Ein wunderbares Buch für regnerische Nachmittage auf dem Sofa!
4. „Ein Mann namens Ove“ von Fredrik Backman (Fischer Krüger) – Männer wie Ove einer ist, kennen wir wohl alle: griesgrämig, pedantisch, kontrollvernarrt, unfreundlich und scheinbar mit einem Herz aus Stein ausgestattet. Der Schwede Fredrik Backmann hat mit seinem grimmigen Protagonisten innerhalb kürzester Zeit die ganze Welt, inklusive mir, erobert. Gelungen ist ihm das mit einer eigentlich eher alltäglichen Geschichte. Nach dem Tod seiner Frau möchte Ove eigentlich nur noch sterben und bereitet minutiös sein Ableben vor. So richtig gelingen will ihm das aber nicht, und so stolpert der alte Mann langsam und vollkommen ungeplant wieder mitten ins Leben hinein. Zahlreiche Rückblenden erzählen die berührende Geschichte von Verbitterung und der großen Liebe. Backmans Erstlingswerk ist manchmal an moderner Poesie kaum zu überbieten und hat mir mehr als nur einmal beinahe den Atem geraubt. Ich habe abwechselnd Tränen gelacht und bergeweise Taschentücher nassgeweint. Dieses Buch hat mich berührt wie schon lange keines mehr, für mich ein unvergessliches Lese-Highlight und eine dringende Kaufempfehlung!
5. „Der Rosie-Effekt“ von Graeme Simsion (Fischer Krüger)– Nachdem mich das Vorgänger-Buch „Das Rosie-Projekt“ mit seiner schrulligen Hauptfigur Don Tillman und der sehr unterhaltsamen Geschichte sehr begeisterte, wollte ich nur zu gern wissen wie das moderne Märchen um den hochintelligenten aber verschrobenen Professor für Genetik weitergeht. Mittlerweile glücklich verheiratet versucht Don Tillman sich tagtäglich dem unvorhersehbaren Ehealltag zu stellen, bis ihn eine Tatsache vollkommen aus dem Gleichgewicht bringt: er wird Vater! Natürlich versucht der sehr rational veranlagte Genetikprofessor auch diese Lebenssituation auf seine ganz besondere Weise in den Griff zu bekommen, was ihm nur leider alles andere als zu gelingen scheint. Obwohl der Nachfolge-Roman es nicht mehr ganz so mit der außergewöhnlichen Art seines Vorgängers, „Das Rosie-Projekt“, aufnehmen kann, ist das Buch dennoch sehr unterhaltsam und eine insgesamt gelungene Fortsetzung des Bestsellers. Eine unbeschwerte Urlaubslektüre!
Das waren sie, meine liebenswerten Helden in Roman-Form. Ich hoffe dass das ein oder andere Buch ein klein wenig Neugierde weckt und dem einen oder anderen einige schöne Lesemomente beschert.
Habt’s fein und bis zum nächsten Mal!
Allerliebst,
*bee
Julia Erdbeerqueen says
Danke für diese Tipps. Ich höre immer gerne Hörbücher auf Spotify und die Bücher von Francois Lelord gibt es dort sogar auch 🙂
Das Buch Rosie-Effekt habe ich auch schon dort gehört und fand es ganz nett. Ich wollte eh mal mehr lesen, also werde ich jetzt wohl öfter in deine Buchliste schauen.
Liebe Grüße,
Julia
*bee says
Freut mich Julia! Ich hoffe es ist auch immer wieder etwas für Dich dabei!
Allerliebst,
*bee
Monika says
Ich glaube wir sind Buch Zwillinge! Bei Ove wie bei Don Tillmann ging es mir exakt wie dir! Probier doch mal die Fortsetzung von Fredrik Backmann: auch sehr schön aber ein bisschen mehr mit Fantasie.
Einer meiner Lieblingsautoren ist Khaled Hosseini, probier doch mal Bücher von ihm! Die sind wunderbar fein und senibel geschrieben, allerdings muss man da die Stimmung auf bissl viel Dragik und Schicksalsschläge haben.
*bee says
Hallo mein lieber Buch-Zwilling,
wie wunderbar!
Danke für den Tipp, habe soeben den Drauchenläufer bestellt & bin schon sehr gespannt!
Allerliebste Grüße,
*bee