Lesen ist Urlaub im Kopf, finde ich. Und für diese überaus erholsame Art von Urlaub muss man nicht mal verreisen. Mir beispielsweise reichen regelmäßige kleine Auszeiten, in denen ich voll und ganz zwischen zwei Buchdeckeln verschwinden kann, um ein wenig Kraft und Abenteuer zu tanken.
Wenn wir dann mal richtig verreisen, reisen selbstverständlich immer auch ein paar Bücher mit. Das ist dann sowas wie ‚doppelter Urlaub‘ für mich, denn für einige Tage oder Wochen ist die Lese-Zeit kein knappes und hart erkämpftes Gut mehr, sondern steht beinahe unermesslich zur Verfügung. Hach, sind das paradiesische Zustände, meine Lieben!
In unseren Schweden-Urlaub ist dieses Jahr auch ein kleines Buch-Köfferchen mitgereist. Mehrere Reiseführer, ein neues Kochbuch, Urlaubs-Lektüre für mich, für den Liebsten und die Kinder verlangen dann doch nach etwas mehr Platz als zwischen Socken, Badetüchern und Co überhaupt möglich gewesen wäre. In knapp 3 Wochen habe ich es geschafft 5 Bücher zu lesen, was mich ein klein wenig stolz, irre glücklich und mega-erholt macht. Dank eines guten Buches, dass mir die Anreise versüßt und verkürzt hat, war mein Kopf sogar schon im Urlaub, bevor mein Körper überhaupt realisiert hat, dass wir am Ziel angekommen sind. Sowas können wohl nur Bücher, oder?
In meiner Reihe „Mein Jahr in Büchern“ möchte ich Dir heute meine August-Lieblinge, und damit die perfekte Urlaubs-Lektüre für einen entspannten Sommer, vorstellen. Lust auf ein wenig Urlaub im Kopf?
1.“Der Hut des Präsidenten“ von Antoine Laurain (Atlantik Verlag): Es gibt Geschichten, die können nur in Frankreich geschrieben werden. Dieses Buch erzählt so eine Geschichte. Als der französische Staatspräsident (François Mitterrand) seinen Hut in einer Brasserie vergisst, setzt sein Tischnachbar ihn auf und sein Leben beginnt sich schlagartig zu ändern. Der Hut wandert weiter und verändert jeden, der ihn trägt auf beinahe magische Weise. Ich habe mich sofort in dieses Buch und seine bezaubernde Handlung verliebt! Der Autor schafft es gleichzeitig unterhaltsam, geistreich und charmant zu schreiben und überrascht dann auch noch mit einem wunderbaren Ende. Ich habe das Buch in 2 Tagen durchgelesen, das warme, märchenhafte Gefühl im Bauch spüre ich heute noch. „Der Hut des Präsidenten“ wurde mittlerweile sogar verfilmt, und ist hoffentlich auch bald bei uns im Kino zu sehen. Ein wunderbares, kurzweiliges Lesevergnügen und ein perfektes Buch-Geschenk für Jedermann!
2.“Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden.“ von Per J. Andersson (KiWi-Verlag): Dieses Buch erzählt eine wahre Liebesgeschichte die mich sehr berührt hat, und nicht selten für die eine oder andere Gänsehaut verantwortlich war. Wie verliebt muss man sein, um 7000 km mit dem Fahrrad zurückzulegen? Pikay lebt in einem kleinen Dorf in Indien und gehört dort zu der Kaste der Unberührbaren, das sind mit die schlimmsten Startmöglichkeiten die man auf dieser Erdbe haben kann. Am anderen Ende der Welt lebt Lotta, eine junge Schwedin, die als Teenager in einer Ausstellung eine hinduistische Steintafel (aus Pikay’s Heimatstadt) und ist auf unerklärlich gerührt. Mit 19 Jahren reist Lotta dann nach Delhi. Dort besucht Pikay mittlerweile die Kunstakademie, und verdient seinen Unterhalt nebenbei mit Porträtzeichnungen. Wie der Zufall es so will, steht auch Lotta eines Tages für ein Porträt von Pikay an. Als sie im Gespräch den Namen seines Heimatdorfes erfährt, weiß sie, dass »dieser Dschungeljunge der Mann meines Lebens sein würde«. Beide spüren, dass sie füreinander bestimmt sind. Als Lotta wieder zurück nach Schweden muss, und Pikay die Sehnsucht irgendwann nicht mehr erträgt, macht er sich mit einem gebrauchten Damenrad auf den Weg zu seiner Liebsten nach Schweden. Das Abenteuer beginnt. Ein großartiges Buch über eine einzigartige Liebesgeschichte, die nur das Leben so schön schreiben kann!
3.“Britt-Marie war hier“ von Fredrik Backmann (Fischer Krüger Verlag): Dieses Buch habe ich sehnsüchtig erwartet, denn nach „Ein Mann namens Ove“ und „Oma lässt grüßen, und sagt es tut ihr leid“ war ich mehr als nur gespannt auf den neuen Titel des schwedischen Autors. Und dann kam das große Aufatmen, denn nach den ersten gelesenen Seiten war klar, er kann es immer noch! Auch in seinem dritten Buch schafft er es wieder mit einer kauzigen Protagonistin zu berühren, indem Backmann den Blick charmant hinter die Fassade einer schrulligen Persönlichkeit lenkt. Britt-Marie dürfte dem ein oder anderen Leser bereits bekannt vorkommen: in „Oma lässt grüßen, und sagt es tut ihr leid“ hat man sie bereits als Meckerziege kennengelernt. Da sie dort aber eher eine Nebenrolle hatte, muss man das Vorgängerbuch nicht gelesen haben um der Handlung zu folgen. Britt-Marie ist pedantisch und ziemlich zugeknöpft. Als es sie wegen ihrer Ehekrise in das nichtssagende Dörfchen Borg verschlägt, fängt ausgerechnet da etwas an, worauf sie ihr Leben lang gewartet hat: das Leben selbst. Ein wunderschöner Roman über Freundschaft und über das Verlieren und Gewinnen. Ich liebe die klare Sprache Backmanns und kann auch dieses Werk von ganzem Herzen weiterempfehlen!
4.“Versprich mir, dass es großartig wird“ von Judith Pinnow (Frischer Krüger Verlag): Was meiner Meinung nach auf einer Urlaubs-Lektüren-Liste auf gar keinen Fall fehlen darf ist ein wunderbarer Frauen-Roman. Die Protagonistinnen Franzi und Lena lernen sich in New York kennen, wo beide eine Schauspielschule besuchen. Sie freunden sich miteinander an und teilen fortan auch ein Stückchen unbeschwertes und wildes Leben miteinander. Nach ihrer Rückkehr verlieren sie sich in Deutschland jedoch aus den Augen, und gehen ganz unterschiedliche Wege. Franzi wird Mutter und arbeitet in der Firma ihres Mannes mit, während Lena als erfolgreiche Schauspielerin zu Berühmtheit gelangt. Als eine Interviewanfrage die Funkstille beendet, treffen sich die Freundinnen wieder und es ist Zeit, ihre Geschichte nochmals umzuschreiben. Es gibt noch so einige Wünsche und Ideen, die gemeinsam erlebt werden wollen.
Dies ist bereits das zweite Buch von Judith Pinnow, und ich schätze ihre erfrischende Leichtigkeit und ihren Humor sehr. In einigen der herrlich beschriebenen banalen Alltags- und Familiensituationen findet man sich garantiert selbst wieder, was mich abwechselnd zum Schmunzeln, Schniefen oder Nachdenken brachte. Einzig und allein die Nummer mit dem flotten Dreier verstehe ich nicht so wirklich, dafür macht das Buch aber ganz viel Mut sich selbst wieder an das ein oder andere vergessene Versprechen zu erinnern oder neue Herzenspläne zu schmieden. Unbeschwerte Urlaubs-Lektüre zum Träume-wecken!
5.“Der Zirkus der Stille“ von Peter Goldammer (Atlantik Verlag): Was für ein zauberhaftes Märchen dem Hamburger Autor Peter Goldhammer mit seinem ersten Roman gelungen ist. Wer schönen Kitsch mag, wird dieses Buch lieben. Die junge Französin Thais wächst nach dem frühen Tod ihrer Mutter bei ihrer Großmutter Victoria im Zirkus auf. Mit 18 Jahren verlässt sie die ungeliebte Zirkuswelt um in Paris endlich das langersehnte, normale Leben zu führen, von dem sie schon lange geträumt hat. Als ihre Großmutter stirbt, macht sich die Enkelin auf den Weg nach Südfrankreich, um ihre schmerzhaften Kindheitserinnerungen mit Victoria zu Grabe zu tragen. Doch mit einem recht ungewöhnlichen Testament holt auch die Vergangenheit sie wieder ein, und stellt Thais gleichzeitig vor eine große Entscheidung. Das Buch steckt voller warmherziger Charaktere und macht richtig Freude beim Lesen. Wer die magische Zirkus-Atmosphäre genauso mag wie ich, wird sich beim Lesen im Nu im Cirque Perdu wiederfinden, und mit Thais Antworten auf die Frage nach dem guten Leben suchen. Ein wunderbar, unbeschwerter Urlaubs-Lesestoff!
Das war sie, meine allerliebste Urlaubs-Lektüre mit denen ich mir in diesem Jahr den Sommer versüßt habe – vielleicht ist ja auch für Dich etwas dabei!
Ach ja, und wenn wir schon dabei sind: welche Bücher haben denn bei Dir kürzlich für ein wenig Urlaub im Kopf gesorgt? Ich freue mich über viele Tipps und Anregungen!
Bis zum nächsten Mal.
Allerliebst,
Birgit
Frl.Meli says
Das sind ja sehr schöne Empfehlungen. Das muss ich mir das eine oder andere doch mal näher anschauen.
Du hast mir jetzt auch nochmal Lust gemacht „meine Oma lässt grüßen..“ eine zweite Chance zu geben. Irgendwie bin ich in die Story nicht rein gekommen und habe es nach 50 Seiten gegen ein anderes Buch ausgetauscht…
Aktuell lese ich „Das Licht zwischen den Meeren“ und ich finde es wunderschön. Auch absoluter Urlaub für den Kopf.
Für mich ist Lesen eh die beste „Flucht“ aus dem Alltag