Wenn man Kinder bekommt, wird das Gefühl, dass das herrlich freie Reise-Lotterleben erstmal vorbei ist, meist gleich mitgeliefert. Die einzigen Grenzen die es davor zu überwinden gab, waren oft nur Job oder Geldbeutel, an beidem kann man arbeiten. Ist das erste Kind erstmal da, schrumpft die Welt von heute auf morgen in einen Mikrokosmos. Bei uns hieß das damals Bauernhof oder Gardasee – beide Reiseziele waren Kinder-kompatibel und mit dem Auto in wenigen Stunden erreichbar. Das sollte erstmal reichen.
Weil in unserer Brust aber 2 Globetrotter-Herzen schlagen, haben wir uns irgendwann dann aber doch wieder hinausgewagt in die weite Welt: Karibik mit Kleinkind und Baby: kleiner Kraftakt mit Happy End. Mobile Home am Gardasee: schön, aber einmal reicht ;-). Skiurlaub mit 3 Kindern: wunderbar! Ferienhaus auf einem toskanischen Weingut: nichts leichter und kaum etwas schöner!
Resort-Urlaub, Kinderhotel, Bauernhof und Camping-Urlaub mit Kindern: easy! Aber was tun wenn die Großen mal wieder Weltstadt-Luft schnuppern wollen? So mit Kultur, Bummeln und jede Menge Restaurantbesuche. Städte-Urlaub mit 3 kleinen Kindern, geht das überhaupt ohne mindestens 5 Mal täglich am Rande eines Nervenzusammenbruches zu sein?
Wir haben es probiert, unsere 3 kleinen Prinzessinnen eingepackt, und sind für 4 Tage nach Wien gefahren. Wie es uns dabei ergangen ist, was wir gesehen und erlebt haben, und ob wir es wieder tun würden, davon erzähle ich heute ein wenig…
Wien wurde in der internationalen Mercer-Studie 2015 zum siebenten Mal als die Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität gewählt. Mein letzter Wien-Aufenthalt war schon ein Weilchen her, also machten wir uns kurzerhand auf den Weg um uns persönlich von diesem scheinbar so wunderbaren way of life zu überzeugen…
Wenn man mit (kleinen) Kindern auf Reisen ist, gibt es für mich erstmal nichts Wichtigeres als eine schöne und familientaugliche Unterkunft. Hotelzimmer oder Ferienwohnung werden für einige ein zweites Zuhause sein, mit kleinen Globetrottern verbringt man dort meist mehr Zeit als wenn man kinderlos unterwegs ist. Mit unserem Wiener Gastgeber, dem Hotel Das Capri, hätten wir keine bessere Wahl treffen können. Das familiengeführte Stadthotel liegt in bester Lage im 2. Bezirk zwischen Stephansdom und Prater, und versteht sich als Hommage an die lebenswerteste Stadt der Welt. In jedem Zimmer werden typische Wiener Geschichten erzählt und im Treppenhaus erfährt man auf wunderbaren Fotografien mehr über die persönlichen Lieblingsorte der Mitarbeiter. Das Capri verfügt über 73 Zimmer, 7 Familienzimmer und 6 großzügige Familiensuiten. Der freundliche und sehr persönliche Stil mit dem Georg Pastuszyn und seine Mitarbeiter dem Hotel Leben und Individualität einhauchen, ist einfach wunderbar und macht das Ankommen einfach und schön. (Hier kann man einmal durchs ganze Haus spazieren.) Für 4 wunderbare Tage war die Familiensuite „Wiener Prater“ unser Wiener Zuhause…
Die Familiensuite bietet alles was man für einen entspannten Städteurlaub als Familie so braucht. 2 Schlafzimmer gewähren genügend Rückzugsorte für Groß und Klein. Den Trubel der Stadt kann man in diesen 4 Wänden ganz hinter sich lassen, die Suiten sind zur ruhigen Hofseite gerichtet was bei uns für entspannte Stunden und Nächte gesorgt hat. Für das Mini-Mädchen stand ein Babybettchen bereit, das „eigene Hotelzimmer“ mit gemütlichen Einzelbetten und Fernseher (!) sorgte bei den beiden großen Mädchen für helle Aufregung und einen spontanen Wachstumsschub.
Die Zimmer sind außergewöhnlich schön und sehr hochwertig und komfortabel ausgestattet. Im Kühlschrank konnten wir Babygläschen und Getränke verstauen, und die kleine Tee-/Kaffeestation im Zimmer versüßte dem Rest der Familie die kleinen Verschnaufpausen im Hotel. Wenn die Kinder abends schliefen, machten wir es uns mit Edelschokolade und dem Wiener Tatort in der Sofaecke gemütlich…
Bevor wir am Morgen zum ersten der vielen Wiener Highlights ausströmten, kamen wir in den Genuss des besonderen Hotel-Frühstücks mit köstlichen regionalen Spezialitäten: frisches Brot und Gebäck vom Wiener Bäcker, Käse aus Österreichs Alpen, Fruchtsäfte vom Bauernhof am Stadtrand, hausgemachte Marmeladen, herrliche Mehlspeisen und Kaffespezialitäten aus der Wiener Traditionsrösterei Meinl. Besser kann ein Tag für mich gar nicht beginnen!
Noch ein Tipp für Wien-Urlauber: mit der Vienna Card genießt man freie Fahrt mit U-Bahn, Bus und Tram und erhält darüber hinaus noch viele weitere Vergünstigungen bei Sehenswürdigkeiten, in Restaurants oder beim Einkaufen.
Auf unserer Reise hat uns übrigens der Kinderreiseführer „Mit dem Reisekönig in Wien“ (Reisekönig Verlag) begleitet. Der Reiseführer ist für Kinder ab 4 Jahren gedacht, aber auch reiselustige Erwachsene haben viel Spaß an diesem liebevoll gestalteten und illustrierten Reisebuch. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten werden kindgerecht beschrieben und dargestellt. Im gleichen Verlag ist auch das hübsche Mitmachbuch zum Gestalten, Malen, Ausschneiden und Basteln erschienen – das war auch immer im Handgepäck dabei, Langeweile kam also weder beim Warten im Restaurant noch im Hotelzimmer auf. Demnächst ist auch der Kinderreiseführer „Mit dem Reisekönig in München“ erhältlich, und damit werden wir wohl auch bald die bayrische Landeshauptstadt mit Kinderaugen betrachten und erkunden.
Für den ersten Familien-Städteurlaub hatten wir uns sehr wenig vorgenommen. Es gab weder einen Zeitplan noch festgelegte Besichtigungstouren. Jedes Familienmitglied hatte einen Lieblingsort den es gern gesehen haben wollte, aber darüber hinaus wollten wir uns einfach nach Lust, Laune, Wetter und Befindlichkeit aller Familienmitglieder ein wenig treiben lassen. Das hat größtenteils auch sehr gut geklappt. Einziger Punkt den ich beim nächsten Mal anders machen würde: Öffnungszeiten checken! Daran habe ich gar nicht gedacht, und so standen wir bei unserem ersten geplanten Museums-Highlight vor verschlossenen Türen. Im Naturhistorischen Museum hätten wir sehr gerne die abenteuerliche Welt der Natur mit vielen kleinen und großen Schaukästen, funkelnden Edelsteinen, funkelnden Edelsteinen, Muscheln, Schmetterlingen und Tierarten die es längst nicht mehr gibt, erkundet. In einem eigenen Saal lassen sich sogar beeindruckende Dinosaurier-Skelette sowie ein bewegliches und brüllendes Dino-Modell bestaunen…
Die Enttäuschung über die verschlossenen Museumstüren dauerte nur kurz an, und so machten wir uns weiter auf den Weg ins benachbarte Museumsquartier. Vom Naturhistorischen Museum sind es nur wenige Schritte, und schon ist man im MQ, wie es hier genannt wird. Wer einen längeren Wien-Aufenthalt geplant hat, sollte sich das Kindermuseum ZOOM im Museumsquartier nicht entgehen lassen. Hier darf nach Lust und Laune gefragt, berührt, geforscht, gefühlt und gespielt werden. Babies ab 8 Monaten tummeln sich im Spielbereich „Ozean“, auf die Älteren warten Mitmach-Ausstellungen und ein Trickfilmstudio. Auch hier rate ich dazu, sich vorab über das Programm im Kindermuseum zu informieren & sich gegeben falls schon vorab anzumelden, das erspart unter Umständen lange Wartezeiten etc.
Wer keine Lust auf Museen hat, kann sich bei schönem Wetter ja ein Weilchen im Innenhof des MQ vergnügen. Sobald es warm genug ist, gibt es dort tolle Sofas aus Kunststoff zum Klettern, Herunterspringen oder Ausruhen.
Nach der ersten feinen Dosis Kultur und einer kleinen Aufwärmpause im historischen Schmetterlingshaus, wurde es höchste Zeit für etwas ausgelasseneren Freizeitspaß…
Unweit unseres Hotels befindet sich der Prater, auch „Wurstelprater“ genannt. Weltbekannt: das alte Riesenrad. In dem Kirmes-ähnlichen Areal lassen sich noch viele weitere alte und neue Attraktionen bestaunen und ausprobieren.
Mehr Ruhe und Entspannung findet man im „Grünen Prater“. Der sehr weitläufige, etwa 6 km² große Park ist ein sehr beliebtes Ausflugs- und Erholungsgebiet. Auf Kinder warten hier tolle Spiel- und Sportplätze, wir Erwachsenen machen es uns in der Zwischenzeit auf einem schattigen Bänkchen gemütlich und lassen uns für ein paar Minuten die warme Frühlings-Sonne ins Gesicht scheinen. Wer mag (und noch Kraft hat), kann sich eine Radrikscha ausleihen und ein wenig entlang der 4,5 km langen Allee herumkurven.
Am zweiten Tag unseres Wien-Aufenthalts haben wir uns dann endlich dem Prinzessinnen-Fieber ergeben. In und um die kaiserliche Hofburg herum, könnte man Tage verbringen, wir haben uns aber damit begnügt einen Teil des Geländes zu Fuss zu erkunden, und anschließend in den Kaiserappartements und dem Sisi-Museum ein wenig in das Leben der Habsburger einzutauchen. Mit Audio-Guides bewaffnet tippten unsere kleinen Damen wilde Zahlenkombinationen in die Geräte und staunten nicht schlecht über Sisis Taufkleidchen, ihre langen Haare, die opulenten Ballkleider oder auch über den ersten Milchzahn der traurigen Kaiserin. Glitzer, Kitsch und Tragik verdauten wir anschließend bei einer kleinen Pause im Kaffeehaus.
Wer pferdebegeisterte Kinder und noch etwas Zeit, der kann den Lipizzanern in der Spanischen Hofreitschule bei der Morgenarbeit zusehen.
Nach der Besichtigung der Hofburg freuten wir uns wieder auf etwas frische Luft. Mit Krönchen bewaffnet ging es zu einem meiner Lieblingsorte unseres Wien-Kurzurlaubs: dem Schloss Schönbrunn…
Wer hätte gedacht, dass dieses Schloss und die Umgebung drumherum ein wahres Kinderparadies sind?!?. Wer möchte kann das Schloss besichtigen, wer aber mit Kindern unterwegs ist, sollte sich das Kindermuseum im Westflügel des Schloss Schönbrunn auf gar keinen Fall entgehen lassen. Die kleinen Besucher können mit Holzklötzen die Schlossanlage nachbauen, Perücken frisieren, den kaiserlichen Tisch decken und ein Kinderzimmer aus Sisis Zeit bestaunen. Zum Schluss dürfen sie sich an dem reichen Kostümfundus bedienen, und sich als kleine Prinzessinnen, Hofdamen oder was auch immer verkleiden und lustige Fotos fürs Familienalbum machen. Ambitionierte Mütter findet man übrigens auch zur Genüge vor den Kostümschränken. Ich habe mir ein feines Plätzchen gesucht, das Mini-Mädchen gestillt und mir das wunderbare Spektakel vom Rande aus angesehen. Was für ein Spaß!
Schönbrunn bietet aber noch viel mehr: , die Gloriette, ein Palmenhaus, das Taubenhaus oder die alten Kutschen in der Wagenburg. Im Irrgarten kann man stundenlang zwischen Hecken umherirren, dabei einen riesen Spaß haben, und zum Schluss furchtbar stolz die kleine Aussichtsplattform besteigen. Der benachbarte Spielplatz mit all seinen tollen Spielgeräten ist ebenfalls eine Attraktion für sich, uns zog es allerdings noch viel lieber in den angrenzenden Tierpark…
Ich muss gestehen, dass ich überhaupt kein Zoo-Fan bin. Wenn ich mich mal dazu bewegen kann einen Tiergarten zu besuchen, dann NUR der Kinder wegen. Vom Wiener Zoo habe ich bislang aber schon so viel gutes gehört, dass ich es mir einfach nicht nehmen lassen wollte, ihn einmal mit meinen eigenen Augen zu bestaunen. In den ältesten, noch bestehenden Zoo der Welt, wurde in den letzten Jahren viel Geld investiert, was ihn heute zu einem der modernsten Zoos Europas macht. Abschließend kann auch ich, bekennende Zoo-Verweigererin, sagen, dass der Wiener Tiergarten wirklich etwas ganz besonderes und allemal einen Besuch wert ist. Der Kaiserpavillon inmitten des Zoos ist wunderschön anzusehen. Drinnen befindet sich heute in Kaffee – dort aber lieber Kuchen statt warme Gerichte bestellen!
Nur wenige Meter von unserem Hotel entfernt befand sich das Hundertwasserhaus. Die Spuren von Friedensreich Hundertwasser lassen sich in ganz Wien entdecken, zum Beispiel auch im KunstHausWien. Im dortigen Museum erfährt man viel über den Künstler uns seine ungewöhnlichen Kunstwerke. Uns genügte ein Spaziergang zum Hundertwasserhaus. Das außergewöhnliche Wohnhaus lässt sich zwar nur von außen besichtigen, die fröhlich bunten Farben, der wellige Fußboden und die „Baummieter“ zaubern aber auch so Groß und Klein mindestens ein erstauntes Lächeln ins Gesicht.
Eine wichtige Lektion mussten wir bei dieser Städte-Reise aber auch lernen: im Gegensatz zu dem Comfort eines Urlaubs mit Vollpension gestaltet sich die Nahrungsaufnahme mit einem Baby, einem Kindergarten- und einem Schulkind etwas schwieriger. Für große, ausgedehnte kulinarische Erlebnisse ist wenig Zeit und Platz. Bis das Essen im Restaurant serviert werden würde, hat mindestens eine der kleinen Damen die Lust verloren und probt den Aufstand. Statt Slow-Food stand also Fast-Food auf dem Programm. Dank Naschmarkt & Co. war das Motto „Hauptsache schnell“ glücklicherweise auch immer lecker und lustig!
Rund um das Hotel Capri herum gibt es viele wunderbare kleine Restaurants für jeden Geschmack: von der Pasta-Open-Kitchen-Bude bis zum In-Restaurant ist alles dabei. Und wenn’s mal ganz schnell gehen muss: um die Ecke gibts wunderbares Sushi, dass sich zur Not auch genüsslich in der Familiensuite verspeisen lässt.
Ach, und noch einen Tipp habe ich: wer einmal wunderbaren Kaffee außerhalb eines klassischen Wiener Kaffee-Hauses genießen möchte, der sollte dies unbedingt im Balthasar tun. Das Cafe zählt zu einer der besten Kaffeebars in Wien und bietet höchsten Kaffeegenuss. Und das gleich um die Ecke unserer Unterkunft in der Praterstraße. Wusst ich’s doch: Zufälle gibt es nicht!
4 wunderbare Tage liegen hinter uns. Zurück bleibt die Erinnerung an eine schöne und aufregende Zeit in einer verzaubernden und äußerst lebenswerten Stadt, die für mich das Potential zur Herzensstadt hat. Was auch noch bleibt, ist das wunderbare Gefühl, dass die Welt auch trotzt kleiner Kinder, nicht hinter dem nächsten Zaun endet, und so würde ich diese Reise jederzeit wieder machen. Diese Erfahrung macht unendlich viel Lust auf mehr und so wundert es nicht, dass wir uns, kaum daheim angekommen, schon kopfüber die nächste Reiseplanung gestürzt haben.
Und Du? Wohin wolltest Du schon immer mal reisen und hast Dich bislang warum-auch-immer nicht getraut? Wohin geht Deine nächste Reise?
Ich wünsche Dir eine schöne Zeit!
Allerliebst,
*bee
Yvonne says
Wien ist genau die richtige Stadt für kleine Prinzessinnen! Das Sissi-Feeling ist ja dort wirklich überall 🙂 Das Kunstmuseum und Hundertwasserhaus haben wir uns damals auch angesehen 🙂 Ein wirklich schöner Bericht! Wien ist auf jeden Fall immer eine Reise wert!
Unser nächster Urlaub verschlägt uns im Juni nach Südengland. Ich freu mich auch schon drauf 🙂
Ringelrosa says
Freut mich, dass es euch in meiner Heimatstadt so gut gefallen hat 😀 Wir sind kinderlos und daher kurzentschlossen beim Reisen… Schweden wäre einmal schön, oder England, Südfrankreich oder immer wieder gern ins schöne Waldviertel. Schaun wir mal, wohin es uns verschlägt 🙂
Alles Liebe
Rosa
NataschaB says
Wunderschön wie du meine Heimatstadt beschreibst:-)) Da bekomme ich als Wienerin richtig Lust, mich auch wieder einmal durch die Stadt mit den Augen eines Touristen zu bewegen!! Leider „sieht“ man das meiste gar nicht mehr, sondern nimmt es als selbstverständlich!
The Tastemonials says
Wunderschöne Bilder, spannender Bericht – das macht Lust auf mal wieder Wien 🙂