Schon bald ist es wieder so weit. Dann schlüpfen wieder eine Vielzahl von Mittelalter begeisterten Menschen in ihre Ritterrüstung, Knappen- oder Burgfräulein-Kleidung und machen sich auf den Weg zu einem der bekanntesten Ritterturniere der Welt. Heute lade ich dich ganz herzlich zu einer kleinen Zeitreise ins Mittelalter ein. Bei einem virtuellen Spaziergang mit vielen, vielen Fotos nehme ich dich einmal mit auf das wunderbar idyllische Schloss mitten in Bayern. Bist du bereit?
Nur wenige Kilometer von meinem Zuhause entfernt liegt Schloss Kaltenberg. Ab 1292 erbaut ist es heute Wohnsitz von Luitpold Prinz von Bayern, dem Urenkel von König Ludwig III, dem letzten bayerischen König. Der bajuwarische Prinz ist nicht nur bekannt als Inhaber der König Ludwig Schlossbrauerei sowie der Porzellanmanufaktur Nymphenburg, sondern gründete 1979 auch das heute weltberühmte Kaltenberger Ritterturnier, nachdem er wenige Jahre vorher die Gelegenheit hatte, in London einem mittelalterlichen Kampfspektakel beizuwohnen.
Seitdem verwandelt sich jedes Jahr im Juli das Kaltenberger Schlossgelände in eine mittelalterliche Parallelwelt. Hier begegnet man alle paar Meter wundersamen Gestalten, fidelen Musikanten, tapferen Rittern (und Ritterinnen!), zauberhaften Hexen und spaßigen Komödianten. Für mich ist das jedes Jahr aufs neue wieder eine wunderbar verzauberte Welt in der ich mich nicht nur sehr wohl, sondern auch wieder staunend wie ein Kind fühle.
Als junges Mädchen war ich zum ersten Mal auf Schloss Kaltenberg und seitdem gehört das kunterbunte Rittertreiben zu meiner Welt dazu. Ich liebe es, mich für einen ganzen Tag in eine andere Zeit zu beamen und in diese nostalgische Welt einzutauchen. Glücklicherweise konnte ich diese Begeisterung auch an meine Familie weitergeben und so vergeht für uns kein Jahr ohne einen Besuch auf dem zauberhaften Schloss nahe München.
In dem Lager rund um das Schloss wird gekocht, genäht, gesungen und trainiert. Dort hat man die Möglichkeit tief ins mittelalterliche Leben einzutauchen, Fragen zu stellen oder sogar mitzumachen. An den zahlreichen Markt- und Handwerksständen erlebt man viele beinahe vergessene Fertigungstechniken und kann dem Scherenschleifer, Glasbläser, Sattler, Spinner, Löffelschnitzer oder Kerzenzieher entspannt und stundenlang bei der Arbeit zusehen. Kinder haben hier die Möglichkeit in einer der zahlreichen Werkstätten mitzumachen oder einfach nur den Geschichtenerzählern zuzuhören.
Das Kaltenberger Ritterturnier ist zweifellos ein Fest für die Sinne und neben dem phänomenalen Unterhaltungsprogramm auch kulinarisch ein absolut einzigartiges Highlight. Wer, wie ich, die ursprüngliche und kompromisslos leckere Küche liebt, kann hier ein kleines Feuerwerk voller wunderbarer Genüsse und Leckereien erleben. Aus den Schenken und Tavernen ertönt das Geräusch der dumpf klirrenden Steinkrüge, in dem schattigen Wäldchen rund um das Lager köchelt das würzige Gulasch über dem offenen Feuer, während ein paar Meter weiter Bäckerinnen in der mittelalterlichen Hofbäckerei allerlei in Schmalz gebackene Köstlichkeiten zubereiten.
Als leidenschaftlicher Foodie und große Liebhaberin der bäuerlichen Küche freue ich mich Wochen vorher schon auf die vielen kulinarischen Highlights auf Schloss Kaltenberg. Althergebrachtes wieder neu zu entdecken, mich von der ein oder anderen unerwarteten Food-Kreation überraschen zu lassen und unbedingt ein paar Kugeln königliches Eis zu probieren, das sind für mich unbezahlbare Genussmomente, von denen ich das ganze Jahr über träume und die mich schon zu vielen eigenen Food-Kreationen inspiriert haben. Eines meiner Rezepte für einen mittelalterlichen Kasnocken-Burger kannst du beispielsweise hier finden.
Obwohl man heute weiß, dass große Feste im Mittelalter eher selten waren, wurden sie, aber wenn sie stattfanden, sehr intensiv gefeiert. Dabei wurde gut gegessen und meist auch viel getrunken. Beim Geräusch der dumpf klirrenden Steinkrüge, gefolgt von lauten Trinksprüchen und fröhlichen Jubelrufen kann man sich ein wenig ausmalen, wie es wohl damals gewesen sein muss, das historische Schlossleben. Wer meint, dass auf einem mittelalterlichen Ritterturnier nur Bier getrunken wird, mag schnell eines Besseren belehrt werden. Neben herausragenden Bieren werden nämlich auch viele andere äußerst süffige Getränke wie Waldbeerenbowle, Hollersekt, fruchtiger Obstwein und Met aus Honig verkostet. Im orientalisch angehauchten Mokka- und Kaffeehaus lässt sich zudem in wunderbar exotischem Ambiente starker Mokka und frisch aufgebrühter Tee genießen.
Was ich am Kaltenberger Ritterturnier im Vergleich zu manch anderem Mittelalterspektakel so mag ist, mit wie viel Liebe zum Detail dieses Fest inszeniert wird. Eine Veranstaltung dieser Art könnte wie eine Show wirken, tut sie hier aber überhaupt nicht. Sobald man nämlich das weitläufige Schlossgelände betritt, erwacht eine andere Zeit zum Leben und man steht mittendrin. Überall kunterbunter Blumenschmuck, aus dem kleinen Wäldchen ertönt mittelalterliche Musik, in der Luft liegt der angenehme Duft der Wildkräuterküche und nebenan laden Handwerker und Gaukler zum Mitmachen, Schauen und Staunen ein.
Damit ich auch nach dem Ende der Turniersaison noch eine Weile von meinem jährlichen Kaltenberg-Ausflug zehren kann, gibt es regelmäßig ein paar essbare Andenken für zu Hause. Aromatische Gewürzmischungen, eine kleine Flasche Barlach-Öl, orientalische Süßigkeiten und für die Kinder noch Schokofrüchte. Köstlich und die perfekte Möglichkeit, das nostalgische Gefühl für ein Weilchen haltbar zu machen.
Bevor es dann am frühen Abend mit vollem Bauch zum Ritterturnier geht, führt für mich kein Weg an einem ganz bestimmten Stand vorbei. Das Hefegebäck, das hier gebacken wird, ist für mich Nostalgie pur und schmeckt für mich zudem wie ein barfüßiger Sommer in Omas Garten.
Baumstriezel mit Zucker: Diese Köstlichkeit kenne ich bereits aus meiner Kindheit in Siebenbürgen und so muss es auch hier natürlich unbedingt ein ofenwarmer Baumstriezel sein. An das Original von meinen Großeltern kommt er zwar nicht so ganz heran, schmecken tut er aber dennoch richtig gut.
Der emotionale Höhepunkt eines jeden Turniertages ist nach einem langen Tag auf dem Schloss zweifelsohne die große Arena-Show. Über 2 Stunden bekommt man hier ein opulent inszeniertes Mittelalter-Epos geboten, das durch Feste, Intrigen, Schlachten und Wettkämpfe führt. Eine rührende Geschichte, 100 prächtig kostümierte Schauspieler, unzählige Pferde, die nur einen Meter vom Publikum entfernt in die Arena reiten, aufregende Pyro- und Lichteffekte sowie eine eigens für diese Veranstaltung komponierte Musik sorgen nicht nur bei mir, sondern auch bei den Zuschauern auf den Rängen für jede Menge Herzklopfen, Jubelrufe oder auch mal das ein oder andere Tränchen.
Nach dem Turnier krönt für mich ein Spaziergang über das nächtliche Ritterfest, den Tag, denn so schön die mittelalterliche Kleinstadt auf Zeit bei Tageslicht auch ist, bei Nacht gewinnt sie noch ein Vielfaches an mystischer Atmosphäre hinzu. Die Verkaufsstände sind mit Kerzen hell erleuchtet, müde Ritter klappern lautstark mit ihren Krügen und in den mittelalterlichen Lagern versammelt man sich nach einem langen Turniertag rund um das Feuer. Und während man satt, zufrieden und mächtig gut unterhalten durch die kleinen Gassen des Schlossgeländes spaziert, vergisst man beinahe für einen kurzen Moment in welchem Jahrhundert man sich eigentlich gerade befindet.
Vielleicht habe ich dich nun ein klein wenig neugierig gemacht und du bekommst Lust auch für einen Tag in die Vergangenheit zu reisen? Schon ganz bald erwacht das mittelalterliche Leben auf Schloss Kaltenberg wieder zu Leben und das Ritterturnier findet vom 14. Juli bis zum 30. Juli statt. Falls das für dich interessant ist, kannst du hier gleich Tickets bestellen.
Allerliebste Grüße und bis zum nächsten Mal. Vielleicht ja auf Schloss Kaltenberg?
Birgit
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