Das schöne an einem tollen Sommer ist ja: egal wie kurz er vielleicht war, im Herzen lebt er immer noch ein bisschen länger weiter. Manchmal sogar eine kleine Ewigkeit lang. Und wenn der Herbst dann mit seinen vielen dunklen und nasskalten Tagen um die Ecke kommt, können wir uns an den kunterbunten und strahlend leuchtenden Erinnerungen eines unvergesslichen Sommers wärmen. Oh wie wunderbar das ist, findest Du nicht auch?
Ich entfache zur Zeit beinahe täglich ein kleines Erinnerungsfeuerchen in meinem Herzen und rufe mir all die schönen Tage und Wochen des vergangenen Sommers wieder vor Augen. Während es draussen in Strömen regnet, genieße ich mit geschlossenen Augen meinen immernoch großen Sommerklumpen aus zimtschneckenseeliger Bullerbü-Romantik und träume mich wieder dorthin zurück. Fast den ganzen August haben wir in Schweden verbracht und heute nehme ich Dich ein klein wenig in meinen ganz persönlichen schwedischen Sommer mit.
Erste Station auf dem Weg nach Bullerbü ist Thüringen. Um die lange Reise nach Småland so angenehm und kurzweilig wie nur irgendmöglich zu gestalten (und nebenbei noch der Einschulung des Patenkindes beizuwohnen;-)) gönnen wir uns erstmal einen ausgedehnten Zwischenstopp in Oberdorla – einem Ortsteil der Landgemeinde Vogtei im westthüringischen Unstrut-
Die Gastgeber des schönen Ferienhäuschens, Nicole und Mike Ochsenfahrt, haben den 2002 gekaufen stillgelegten Bahnhof in jahrelanger und sehr mühevoller Arbeit in ein kleines Ferienparadies verwandelt. Mit viel Herz und Liebe zum Detail begrüßen sie dort nun das ganze Jahr über Gäste in 3 Ferienhäusern und einer großzügigen Ferienwohnung. Wir haben uns wunderbar wohlgefühlt in unserem blauen Holzhaus, das übrigens nicht nur sehr geschmackvoll eingerichtet sondern auch absolut fantastisch ausgestattet ist. Hätten wir nicht schon einen Urlaub geplant, wären wir wohl zweifellos noch ein wenig länger hier geblieben.
Wer mal zufälligerweise in der Gegend ist, sollte sich den Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich auf gar keinen Fall entgehen lassen, denn das wirklich einzigartige Naturerlebnis bietet einen beeindruckenden Panoramablick über den deutschen Urwald. Hinterher unbedingt etwas Zeit für den Besuch der Erlebniswelten des Nationalparkzentrums einplanen – das Naturmuseum ist großartig gemacht und nicht nur für Kinder absolute sehenswert!
Nachdem wir unseren Freunden in Thüringen „Ade“ gesagt hatten, geht es über den Seeweg weiter nach Schweden, denn es wird allerhöchste Zeit für ein Wiedersehen mit ein paar anderen alten Bekannten in Vimmerby, unserem ganz persönlichen Bullerbü mitten im Herzen von Småland.
Seit einigen Jahren kehren wir regelmäßig hierhin, in Astrid Lindgrens Welt und Heimat, zurück und auch nach so langer Zeit und so unendlich vielen Wiedersehen mit den gleichen Schauplätzen, Figuren und Geschichten will sich einfach kein Überdruss und erst recht kleine Langeweile einstellen. Astrid Lindgrens Värld jemandem zu erklären der noch nie hier gewesen ist, fällt schwer, denn wie soll man einen Ort erklären, der so viel mehr mit dem Herzen spricht als mit dem Verstand? Wie soll man ein Gefühl von Unbekümmertheit, Sentimentalität und Freude erklären, dass man nirgendwo anders so sehr fühlt als hier?
Ich versuch’s trotzdem: Kürzlich habe ich in einem Artikel gelesen, dass Nostalgie Menschen glücklich macht. Die Sehnsucht nach dem unwiederbringlichen Gestern und die Schönheit wehmütiger (Kindheits-)Erinnerungen bescheren uns ein schönes Gefühl von Verbundenheit und Wohlgefühl und spenden uns nebenbei auch noch jede Menge Kraft, heißt es dort. All das finde ich jedes Jahr aufs Neue an dem Ort, an dem Astrid Lindgren ihre Kindheit verbracht hat und der heute noch das Zuhause vieler ihrer (und meiner) großen und kleinen Kinderbuch-Helden ist. Dort wo die junge Astrid mit ihren Geschwistern und Freunden einst spielte, befindet sich heute die Astrid Lingrens Värld, ein wunderschöner Theaterpark samt dazugehörigem Feriendorf. Für eine Woche quartieren wir uns überglücklich in einem der schnuckeligen kleinen Häuschen in der „Winzig kleinen Stadt“ ein, und genießen das nostalgische Bullerbü-Gefühl aus vollem Herzen.
Unser Ferienhäuschen ist vom Vimmerby des frühen 20. Jahrhunderts inspiriert und trotz seiner überschaubaren 32 Quadratmeter unglaublich heimelig und gemütlich. Die liebevolle Einrichtung ist absolut hinreißend und auch sonst findet man hier alles was man für einen unbekümmerten Ferienhaus-Urlaub so braucht.
Tagsüber besuchen wir die Helden unserer Kindheit im benachbarten Themenpark, und freuen uns so sehr unseren Töchtern dabei zuzusehen, wie auch sie mit den Jahren Pippi, Karlsson, Ronja und Co ebenfalls schon fest in ihr Herz geschlossen haben.
Das schauspielerische Talent der hingebungsvollen Darsteller, die detailverliebten Requisiten und nicht zuletzt die unverwechselbaren Geschichten aus Astrid Lindgrens Feder berühren mich jedes Jahr aufs Neue auf so eine tiefe Art und Weise, dass spätestens beim Erklingen der Räubergesänge auf der Mattisburg oder der Freiheitshymne im Heckenrosental bei mir alle Dämme brechen und garantiert kein Auge mehr trocken bleibt. Es ist einfach zu schön – I just can’t help myself!
Mittlerweile kann die ganze Familie die schwedischen Lieder mitträllern (was wir auch ausgiebig tun), viele der Schauspieler erkennen wir aus den Jahren davor wieder – kein Wunder also dass sich mittlerweile jeder Besuch der Astrid Lindgren Welt ein kleines bisschen wie Heimkommen anfühlt.
Zwischen den einzelnen Vorstellungen von Michel aus Lönneberga, Madita, Rasmus der Landstreicher & Co. schlendern wir durch den Park, schlemmen uns einmal durch die smålandische Küche, lauschen den großartigen Musikern in der Krachmacherstraße und saugen uns voll mit diesem herrlich unbeschwerten Sommergefühl, dass nirgendwo anders unbekümmerter ist als hier.
Die vielen Eindrücke und Erlebnisse lassen wir nach einem langen Tag im Park anschließend in der winzig kleinen Stadt sacken. Während die Kinder sich auf einem der zahlreichen Spielplätze noch ein wenig müde spielen, genießen wir noch einen letzten Muntermacher-Kaffee auf der Holzbank vor dem Ferienhäuschen und werfen hinterher noch schnell ein paar sommerliche Leckereien für’s Abendessen auf den Grill. Hundemüde gehts hinterher in die gemütlichen Schlafkojen, noch so eine Sache die wir hier sehr lieben gelernt haben.
Dieser Ort ist wirklich ein kleines, feines Himmelreich und ein wunderschönes Fleckchen Erde in das man eintauchen kann wie in die Seiten eines gutes Buches. Er gehört mindestens genauso sehr zu meinem perfekten, schwedischen Sommer wie Kanelbullar, frisch gepflückte Wiesenblumen und all die faluroten Holzhäuschen.
Die Helden meiner Kindheit leben in meinen Töchtern weiter und es macht mich froh und glücklich mit ihnen all die Abenteuer von Pippi, Michel und Ronja Räubertochter noch einmal erleben zu dürfen. Nirgendwo anders fühlen wir uns den lustigen, frechen, mutigen, einsamen und liebenswerten Kinderhelden so nah wie hier.
Wer außerhalb des Themenparks auf Astrid Lindgrens Spuren wandeln will hat in Vimmerby und Umgebung gleich mehrere Möglichkeiten dazu. Sehr ans Herzen lege ich Dir den Besuch von Astrid Lindgrens Zuhause Näs. Rund um das Geburtshaus der weltberühmten Autorin, dass übrigens besichtigt werden kann, befindet sich ein sehenswertes Museum sowie ein absolut märchenhafter Garten. Hier wird Lebensfreude mit Pflanzen ausgedrückt. Gefiltertes Sonnenlicht und fröhliche Farben, verwunschene Ecken und ein Blättersaal voller Schmetterlingspflanzen, weiche Grasflächen und Schaukeln auf denen man seiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Ein bezaubernder grüner Traum!
Nicht unweit von Vimmerby befinden sich auch die Original-Schauplätze der Bullerbü- und Michel aus Lönneberga-Filme, Sevedstorp und Gibberyd. Besonders letzteres ist ein schönes Ausflugsziel für ein schönes Nachmittags-Picknick. Der seit über hundert Jahren in Familienbesitz befindliche Hof ist ein beliebtes Ausflugsziel, auch wenn hier größtenteils nur die Außenaufnahme der Michel-Filme stattfanden.
Abschied nehmen von diesem wunderschönen Fleckchen Erde fällt der ganzen Familie jedes Jahr aufs Neue unendlich schwer, da hilft auch meist nur der Trost möglichst bald wieder hierhin zurückzukehren. Und weil mir die eigenen Worte fehlen, die dieses Gefühl aus zimtschneckenseeliger Glückseeligkeit am besten ausdrücken, lasse ich zum Schluss einfach (und wiederholt) meine allerliebste Kinder-Heldin Ronja Räubertochter für mich sprechen:
„Ich sauge den Sommer in mich rein wie die Wildbienen den Honig“, sagte sie. „Ich sammele mir einen großen Sommerkuchen zusammen und von dem werde ich leben, wenn… wenn nicht mehr Sommer ist. Und weißt du, woraus er besteht?“ Und sie erzählte es Birk. „Es ist ein einziger großer Kuchen aus Sonnenaufgängen und Blaubeerreisig mit reifen Beeren und Sommersprossen, die du auf den Armen hast, und abendlichem Mondschein über dem Fluss und Sternenhimmel und Wald in der Mittagshitze, voll von Sonnenlicht auf den Fichten und Regenschauern und all sowas. Und voller Eichhörnchen und Füchse und Hasen und Elche und dazu alle Wildpferde, die wir kennen. Und auch noch unser Schwimmen und Reiten im Wald, ja, da hörst du, dass mein großer Kuchen aus allem besteht, was Sommer ist.“ (aus Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren).
In diesem Sinne wünsche ich Dir eine wunderbare Woche und vielleicht hast Du ja jetzt auch ein klein wenig Lust bekommen Dich auf die Suche nach den Sommer-Erinnerungen zu machen, die Dir an grauen Tagen ein wenig warm ums Herz machen.
Allerliebste Grüße und bis zum nächsten Mal,
Birgit
Nicole says
Liebe Birgit, wir waren dieses Jahr das erste Mal in Småland und ich kann deine Worte so nachvollziehen. Schweden kann man nicht erklären. Wenn man dort ankommt passiert irgendetwas mit einem und man wird diese Sehnsucht nicht mehr los. Ich freu mich immer sehr über deine schönen Bilder! Liebe Grüsse, Nicole
*bee says
Liebe Nicole,
oh, das klingt so toll! Und schön, dass wir uns da so gut verstehen ;-).
Alles Liebe,
Birgit