Gerade jetzt, wo Sommer und Herbst den fliegenden Wechsel üben und sich nach einer unbeschwerten Ferienzeit wieder der Alltag in unser Leben schleicht, wünsche ich mich hin und wieder ins Allgäu zurück. Während sich draussen der morgendliche Frühnebel langsam lichtet, träume ich von satten Wiesen, dumpf schellenden Kuhglocken, warmen Sonnenstrahlen und dem wunderbaren Klang der Stille.
Im Mai hatte ich das große Glück einige Tage Achtsamkeit im Allgäu erleben zu dürfen. Es war eine wunderbar erholsame Zeit mit großartigen Menschen, einer langanhaltenden Portion Erholung und vielen unvergesslichen Eindrücken. Hier hatte ich bereits über den ersten Teil der Reise berichtet, heute folgt nun Teil 2 meiner kleinen Reisereportage über die Auszeit in einer der für mich schönsten und sympathischsten Region Süddeutschlands.
Ich habe eine große Schwäche für Menschen mit Visionen. Wenn diese Menschen dann ihre Träume auch noch mit jede Menge funkensprühender Energie und großem Mut neue Wege zu gehen verbinden, ziehe ich innerlich meinen Hut. So erging es mir mit Sebastian Reisigl. Der gelernte Bäcker und Restaurantfachmann führt heute das 4 Sterne Feelgood-Hotel Oberstdorf in Deutschlands südlichster und gleichnamiger Gemeinde. Schöne Hotels gibt es viele auf der Welt, Häuser in denen den Gästen aber nicht nur die Türen sondern auch die Herzen sperrangelweit offen stehen, findet man hingegen eher selten. Das Hotel Oberstdorf ist so ein einzigartiger Ort und zu diesem gemacht hat ihn zweifellos der sympathische Hoteldirektor samt seinem überaus engagierten Team.
Von der wunderbar herzlichen, ungezwungenen und heiteren Wohlfühl-Atmosphäre eingelullt verbringen wir hier also 2 wunderbare Tage und Nächte. Wir schlafen traumhaft in unseren alpinen Himmelbetten, saugen uns tagsüber voll mit dem herrlichen Urlaubsgefühl und dem beeindruckenden Bergpanorama und genießen all die süßen und herzhaften kulinarischen Köstlichkeiten, die das Allgäu (und der Küchenchef) uns auftischt.
Als riesengroße Brotliebhaberin freute ich mich ungemein darüber, dem Thema ‚Brot‘ hier gefühlt an jeder Ecke des Hauses immer wieder zu begegnen. Schon frühmorgens ließ mich das grandiose Brot-, Semmeln und Backwaren-Büffet beim Frühstück vor Verzückung innerlich jubeln und insgeheim beschloss ich mein ganz persönliches Käseplatten-Hotelbewertungs-Barometer um einen Brotauswahl-Joker zu erweitern.
Beim nachmittäglichen Brotbacken scharten wir uns im Wintergarten wie wissbegierige Bäckerlehrlinge um den großen Steinbackofen Grisu und ließen uns vom Chef höchstpersönlich in die großen und kleinen Geheimnisse der Brotbackkunst einweihen. Ganz nebenbei verriet er uns noch das einfachste Brotrezept der Welt und anschließend durften wir selbst ans Werk und unser eigenes No-Knead-Bread backen.
Selbst im 1500 qm großen Alpen-Wellnessbereich spielt das Thema Brot eine überraschende Rolle. Unter den insgesamt 8 verschiedenen Saunen findet man auch eine – Achtung! – Brotsauna. Ja, richtig gehört! In „Omas Backstube“, einer milden und wohltuend warmen Sauna, dürfen nicht nur der erholungssehnsüchtige Mensch entspannen sondern auch die hauseigenen Teiglinge. Weil der Saunaofen täglich mit frischem Brotteig bestückt wird, duftet es hier nicht nur absolut himmlich nach frischem Brot, sondern mit der Ofenwärme gelangen auch jede Menge Sauerteigenzyme in die Raumluft, die stoffwechselanregende Wirkung haben. Das Beste: Nach dem Saunagang gibt’s ein Stückchen ofenwarmes Brot als Snack! Oh wie wunderbar das ist!
Nach dem Saunagang noch schnell in einen der großzügigen Ohrensessel am offenen Kamin eingekuschelt für ein paar Minuten zwischen den zwei Deckeln eines guten Buches verschwinden, und den Tag mit einer wohltuenden Massage in einem als Schneune gestalteten Behandlungsraum beenden. So könnte das von mir aus ewig weitergehen!
Das Allgäu bietet mit seiner ursprünglichen Natur beste Voraussetzungen für intensive Achtsamkeitserfahrungen und eine kleine Auszeit vom Alltag, das durften wir an diesem Wochenende immer wieder erleben. Ganz besonders bewusst wurde mir das im Raum der Stille. Ein schallgeschützter und lichtdurchfluteter Raum in dem die Wände nach Heu und Blumenwiesen duften und bequeme Tagesbetten zu bewusster Ruhe und einem Blick nach Innen einladen. In einem Alltag in dem wir vollständige Ruhe gar nicht mehr gewöhnt sind, kann Stille manchmal unglaublich laut und unaushaltbar erscheinen – hier, im Raum der Stille, ist sie sanft, weit und berührend leise.
Zu einem weiteren, absolut unvergesslichen Naturerlebnis der besonderen Art verhalf uns Allgäuer Wildkräuterführerin Cornelia Bader. Mit ihrer ansteckenden Lebensfreude, Lebensklugheit und einem schier grenzenlosen Wissen über Kräuter und ihre vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten beeindruckte sie uns bei einer kurzen Wanderung durch Feld und Wiesen und einer anschließenden Kräuterlikör-Verkostung.
Mitgenommen habe ich das große Vorhaben ab jetzt noch achsamer durch die Natur zu gehen und verschiedene Wildkräuter wie Schafgarbe (antiseptisch und wundverschließend), Meisterwurz (das Ginseng der Alpen) und Sanddorn (großartig bei Erkältungskrankheiten) unbedingt in die eigene Hausapotheke aufzunehmen.
Der Abschluss unseres Achtsamkeits-Wochenendes im Allgäu gehörte den Bienen, einem meiner persönlichen Herzensthemen. Die Bienen waren und sind immernoch einer meiner größten Achtsamkeits-Lehrer und ich genieße die Arbeit mit meinen Bienenvölkern sehr. Aufgrund der schlechten Wetterlage fiel der Besuch der Wanderbienenstöcke in Weitnau leider aus, dafür durften wir aber den Naturpräpaprate-Hersteller Puralp besuchen. Das junge Allgäuer Unternehmen hat sich der Entwicklung wertvoller Bienenprodukte verschrieben und von Gründer und Geschäftsführer Thomas Ruppaner durften wir bei liebevoll geschmierten Honig-Stullen allerlei Wissenswertes über Propolis-Salbe, Bio-Bienenbrot, stärkendes Honigelixier erfahren.
Wir alle sehnen uns nach authentischen Momenten, nach echten Begegnungen, nach mehr Ruhe. Auf meiner viertägigen Reise ins Allgäu durfte ich in den Genuss all dieser Geheim-Zutaten für eine wunderbar achtsame Zeit kommen. Mit viel Zeit und Raum, entschleunigender Natur und einer großen Portion Herzlichkeit hat das Alläug ein weiteres Mal mein Herz erobert und ich freue mich schon sehr bald wieder dorthin zurückzukehren.
Allerliebste Grüße und bis zum nächsten Mal,
Birgit
Schreibe einen Kommentar