Während die Hofbäckerinnen in der mittelalterlichen Hofbäckerei zwischen Schüsseln und Holztrögen allerlei in Schmalz gebackene Köstlichkeiten vorbereiten, lauschen viele große und kleine Kinder im Schlosshof nebenan den Märchen und Sagen von Anno Dazumal, der Schmied hämmert im Zeltlager an Ritterrüstungen herum und hinter den Kulissen bereiten sich Pferde, Reiter und Artisten auf das glanzvolle Ritterturnier vor.
Das Kaltenberger Ritterturnier gilt heutzutage mit seinen mehr als 1000 Darstellern und als das größte Mittelalterspektakel der Welt. Jedes Jahr im Juli verwandelt sich Schloss Kaltenberg in eine mittelalterliche Kleinstadt und gibt seinen Besuchern einen Einblick in das Leben von edeln Rittern, fleißigen Handwerkern, anmutigen Burgfräulein & Co.
Weil sich das Schloss nur wenige Kilometer von meinem Zuhause am Ammersee befindet, freue ich mich schon seit meiner Kindheit jedes Jahrs aufs Neue mit dem Passieren des hölzernen Schlosstores auf eine beeindruckend authentische und spektakuläre Art und Weise ins Mittelalter einzutauchen.
Bereits im letzten Jahr hatte ich hier ausführlich von unserem Familienbesuch auf dem 38. Kaltenberger Ritterturnier berichtet, in diesem Jahr möchte ich Dich ein weiteres Mal in die mittelalterliche Kleinstadt rund um Schloss Kaltenberg entführen. Auf einem kulinarischen Spaziergang rund um die süßen und herzhaften Schlemmereien einer vom Mittelalter inspirierten Küche gibt es viel zu entdecken und zu probieren. Einen Tag lang habe ich mich durch ganz Schloss Kaltenberg geschlemmt, meine Eindrücke und Empfehlungen für einen köstlichen Tag auf dem Ritterturnier sowie ein mittelalterliches Rezept zum Nachmachen habe ich hier für Dich zusammengestellt.
Herzhaft & zünftig
In unmittelbarer Nähe der Arena findet man die Knödeldreherei. Hausgemachte Speckknödel auf Kartoffelsalat, Spinatknödel auf Blattspinat, Zwetschgenknödel auf Zwetschgenröster und Marillenknödel auf Marillenröster werden hier in mittelalterlichen Tonschälchen serviert. Idealerweise sucht man sich einen Platz an einem der Holztische direkt am hübsch dekorierten Verkaufsstand mit Blick auf das bunte Treiben vor der ritterlichen Arena.
Nicht unweit der Knödeldreherei, um genau zu sein unmittelbar daneben, findet man eine weitere herzhafte kulinarische Köstlichkeit: der würzige Geruch von allerfeinstem Kräuterkrustenbraten liegt in der Luft und wer Glück hat, darf vielleicht sogar einen kleinen Happen probieren…
Gut anderthalb Stunden lang schmort das besonders magere Schinkenstück mit Schwarte im Ofen bevor es dann mit Preiselbeeren, Meerrettich und Kräuterrahm in einer knusprigen König Ludwig Semmel serviert wird. Dass das mindestens genauso gut schmeckt wie es klingt, habe ich aus zuverlässiger Quelle direkt erfahren können. 😉
Wem der Trubel am belebten Marktplatz zu viel wird, dem empfehle ich sich in das schattige Wäldchen rund um die Waldbühne zurückzuziehen. Hier findet man nicht nur zahlreiche Handwerker denen man im Vorbeigehen über die Schulter schauen kann, sondern hier warten auch einige kulinarische Highlights, die man keinesfalls verpassen sollte.
Regionale Wildspezialitäten wie Hirschgulasch mit Spätzle, Wildschweinsalami und Hirschbratwürste aus heimischer Jagd lassen sich in der wunderbaren und angenehm entspannten Waldatmosphäre noch besser genießen als anderswo und so gehört dieses Fleckchen Kaltenberger Mittelalter zu einem meiner Lieblingsplätze auf dem Gelände, vor allem wenn es ums Verweilen und Genießen geht.
Eines meiner persönlichen kulinarischen Highlights auf dem diesjährigen Ritterturnier findet man nur wenige Meter vom Eingang entfernt. Gegenüber der herrlich duftenden Holzofen-Brotbackstube steht ein kleiner Verkaufsstand, den man in den Rummel um Ein -und Ausgang leicht übersehen könnte. Hier wird neben dem klassischen Raclette-Brot auch ein Südtiroler Kasnocken-Burger angeboten, der für mich nach einer wunderbaren Verbindung von traditioneller und moderner Küche schmeckt. Kasnocken sind ein altbekanntes Gericht zur Resteverwertung von altbackenem Brot und Bergkäse und passen für mich wunderbar zu dem urigen und bodenständigen Flair dieses historischen Events.
Der Mittelalter-Burger
Der farbenfrohe, rustikale Burger aus Südtiroler Kasnocken, roter Beete, eingelegtem Gemüse, Salat und Röstzwiebeln wird auf einem hellen, muschelförmigen Brötchen serviert und schmeckt sensationell gut. So gut, dass ich zu Hause angekommen gleich an einer eigenen Version des mittelalterlichen Burgers gefeilt habe.
- 4 kleine Fladen- oder Pitabrote
- 4 Kasnocken (aus dem Kühlregal oder selbstgemacht)
- 2 EL Butter
- Tzatziki (selbstgemacht oder aus dem Kühlregal)
- eingelegte rote Beete in Scheiben (aus dem Glas, abgetropft)
- 4 Essiggurken, in dünne Scheiben geschnitten
- eine handvoll grünen Salat nach Wahl (geputzt, gewaschen und getrocknet)
- 2 EL Röstzwiebeln
- Fladenbrote so aufschneiden, dass sie an einer Seite noch miteinander verbunden sind und sich leicht aufklappen lassen.
- Kasnocken der Länge nach jeweils in 2 Stücke schneiden. Butter in einer Pfanne erhitzen und die Kasnocken von beiden Seiten goldbraun anbraten.
- Währenddessen Jeweils einen EL Tzatziki auf der Unterseite der 4 Fladenbrote verstreichen. Die Brote anschließend mit dem Salat und ein paar Scheiben roter Beete belegen.
- Nun die gerösteten Kasnocken auf den Fladenbroten verteilen, mit Gurken und Röstzwiebeln belegen und evtl. noch mit einem Klecks Tzatziki abschließend.
- Die Kasnocken-Burger nun zusammenklappen und warm genießen.
Zuckersüß und lecker
Weil nach den vielen großen und kleinen herzhaften Stärkungen auch der süße Hunger meist nie lange auf sich warten lässt, hält das erlebnisreiche Mittelalterspektakel auch hier jede Menge zuckersüße, kulinarische Verführungen bereit.
Ob Pfannkuchen mit Beerenkompott, ofenwarme Buchteln und herrlich duftender Kaiserschmarrn bereits im Mittelalter verspeist wurden sei wohl dahingestellt, aber eines ist gewiss: die Menschen haben auch in den vergangenen Jahrhunderten gerne Süßes genascht, auch wenn die Auswahl deutlich begrenzt war.
Wer sich auf Schloss Kaltenberg ein seliges Lächeln ins Gesicht zaubern lassen möchte, schaut am besten an einem der Zuckerbäcker-Stände vorbei. Gebrannte Mandeln aus dem Kupferkessel, frische Schoko-Fruchtspieße, Marzipan aus eigener Herstellung und Nougat in allen Variationen – hier geht so mancher zuckersüßer Traum in Erfüllung!
Auf meinem kulinarischen Spaziergang über das mittelalterliche Kaltenberg freue ich mich jedes Jahr wieder darüber unbekannte Gerichte auszuprobieren, Althergebrachtes wieder neu zu entdecken und mich von der ein oder anderen unerwarteten Food-Kreation überraschen zu lassen. Bei einer Sache dulde ich jedoch keinerlei Kompromisse: das Ritterturnier wird keinesfalls verlassen bevor ich nicht mindestens 2 Kugeln königliches Eis gekostet habe.
Das König Ludwig Glace Royal, das an einem großen Stand gleich neben der Arena zu finden ist und zu den beliebtesten Erfrischungen am Turniertag gehört, ist längst kein Geheimtipp mehr. Die 10 erhältlichen Eissorten werden in Handarbeit und nach traditioneller Manufakturart hergestellt. Zu meinen absoluten Lieblings-Geschmackssorten gehören ‚Erlesene Himbeere’, ‚Bayrisch Creme mit feinem Holunder’ und ‚Tarte au citron‘. Ein sagenhafter Genuss!
Hebt die Krüge!
Heute weiß man: Große Feste waren selten im Mittelalter – aber wenn sie stattfanden, wurde intensiv gefeiert, gut gegessen und meist auch viel getrunken. Das Geräusch der dumpf klirrenden Steinkrüge erklingt auch heute an jeder Ecke des Schlosses,nicht selten gefolgt von lauten Trinksprüchen und fröhlichen Jubelrufen.
Wer meint, dass auf einem mittelalterlichen Ritterturnier nur Bier getrunken wird, mag schnell eines Besseren belehrt werden. Neben herausragenden Bieren werden nämlich auch viele andere äußerst süffige Getränke wie Waldbeerenbowle, Hollersekt, fruchtiger Obstwein und Met aus Honig verkostet. Im orientalisch angehauchten Mokka- und Kaffeehaus lässt sich zudem in wunderbar exotischem Ambiente starker Mokka und frisch aufgebrühter Tee genießen.
Das Ritterturnier
Neben den zahlreichen kulinarischen Höhepunkten des Kaltenberger Mittelalterspektakels stell das namengebende Ritterturnier den wahren Mittelpunkt dieser weltweit einzigartigen Veranstaltung dar. Die zweistündige Show erzählt eine komplexe und sehr emotionale Geschichte und unterhält mit spektakulären Stunts, actionreichen Bodenkämpfen, Trick-Riding auf hohem Niveau, eindrucksvollen Pyro-Effekten und eigens komponierter Musik bis zur letzten Sekunde.
Wer nach dem Turnier noch Zeit und Muße hat, sollte unbedingt noch einen Spaziergang über das nächtliche Ritterfest machen, denn so schön die mittelalterliche Kleinstadt auf Zeit bei Tageslicht auch ist, bei Nacht gewinnt sie noch ein Vielfaches an mystischer Atmosphäre hinzu. Die Verkaufsstände sind mit Kerzen hell erleuchtet, müde Ritter klappern lautstark mit ihrem Krügen und in den mittelalterlichen Lagern versammelt man sich nach einem langen Turniertag rund um das Feuer. Und während man satt, zufrieden und mächtig gut unterhalten durch die kleinen Gassen des Schlossgeländes spaziert, vergisst man beinahe für einen kurzen Moment in welchem Jahrhundert man sich eigentlich gerade befindet.
Für alle Interessierten: Das letzte Ritterturnier Wochenende findest vom 27. Juli bis 29. Juli 2018 statt. Tickets sowie weitere Infos findest Du hier.
Ich wünsche Dir eine gute Woche!
Bis zum nächsten Mal,
Birgit
[…] die mich schon zu vielen eigenen Food-Kreationen inspiriert haben. Eines meiner Rezepte für einen mittelalterlichen Kasnocken-Burger kannst du beispielsweise hier […]