Wann hat es eigentlich angefangen, dieses Gefühl keine Zeit für irgendetwas zu haben? Noch nie habe ich so intensiv über diese Frage nachgedacht als jetzt, denn in den letzten Monaten hat sich mein Leben von einer beschaulichen Landstraße in eine rasante Autobahn verwandelt. Wie das passiert ist? Tja, das weiß ich selbst nicht so genau, aber im Grunde genommen habe ich gerade nicht einmal genug Zeit um zu schlafen, denn selbst ein wenig Nachtruhe fühlt sich hin und wieder an wie sinnlos verprasste Zeit.
Dass sich dieses Gefühl bedrückend und falsch anfühlt, muss ich vermutlich nicht erklären, und trotzdem fällt es mir oft nicht einfach den Alltag ein wenig auszubremsen. Wie viele andere stehe ich schon früh morgens unter Volldampf, treibe meine müden Kinder an, hetzte von Termin zu Termin, versuche meine ellenlange To-Do-Liste abzuarbeiten und ganz nebenbei dabei auch noch eine gute Figur zu machen. Und während ich all das tagein tagaus so mache, rast mir die Zeit immer viel zu schnell davon. Plötzlich ist es Abend, geschafft habe ich nur die Hälfte meines Vorhabens und neben der Erschöpfung macht es sich nun auch dieses Biest ‚Unzufriedenheit‘ in meinem Kopf gemütlich.
Das mit der Zeit ist ja so eine Sache: obwohl wir mittlerweile eigentlich alle große Meister im Zeit sparen, optimieren und organisieren sind, werden wir das Gefühl von Stress und Hektik nicht los, im Gegenteil, das Gefühl nur noch weniger Zeit zu haben wird sogar schlimmer. Mit Hilfe meines Smartphones sorge ich beispielsweise immer brav dafür, aus jedem noch so ‚unnützen‘ Moment einen ’sinnvollen‘ Augenblick zu machen: meine Mails checke ich gerne im Bad, Überweisungen erledige auch schon mal im Gehen und lästige Wartezeiten nutze ich liebend gerne für Facebook, Instagram & Co. Was sich im ersten Augenblick nach der großen Freiheit anfühlt, macht mich in Wirklichkeit nur unfrei, ruhelos und am Ende des Tages erschöpft und unzufrieden. Weil es im Alltag kaum noch Leerlauf-Momente für die Dinge gibt die mir richtig gut tun, fehlt mir oft schon nach der ersten Tageshälfte die Energie für die weiteren Stunden.
Weil dieser Zustand auf Dauer nur schwer auszuhalten ist, bemühe ich mich tagtäglich darum ein paar neue Gewohnheiten in meinem Alltag zu etablieren. Das funktioniert natürlich nicht immer und auch nicht unbedingt sofort, aber schon allein das Bewusstsein für die Situation erleichtert den einen oder anderen Schritt in die richtige Richtung…
Auf meinem Weg in einen entspannteren Alltag, mit mehr Klarheit und dem überragenden Gefühl auch mal verschwenderisch mit Zeit umgehen zu können, haben sich ein paar Dinge sehr bewährt. Meine 5 wichtigsten Tipps habe ich hier kurz für dich zusammengefasst:
♥ Smartphone-freie Zeiten!
Keine Änderung meiner Gewohnheiten hat in so kurzer Zeit so viel bewirkt wie diese hier! Seit einigen Wochen übe ich es sehr fleißig das Smartphone öfter beiseite zu legen. Zugegebener maßen ist das nicht immer einfach, denn der Griff zum Handy ist häufig schon so verinnerlicht und automatisch, dass ich es manchmal erst realisiere, wenn der Finger schon über den Touchscreen sausen. Mir gewisse Offline- bzw. Handy-freie Zeiten zu gönnen und mich insgesamt mehr auf das echte Leben und weniger auf Social Media & Co. zu konzentrieren, macht mich entspannter und tut mir unendlich gut. In Wartezeiten träume ich mich nun eher mal weg anstatt auf den kleinen Bildschirm zu starren, nicht immer erreichbar zu sein ist ein befreiendes Gefühl und die Erkenntnis, dass das Leben trotzdem weitergeht verfehlt hat eine ungemein beruhigende Wirkung!
♥ Echte Pausen einlegen!
Das Gefühl von Stress und Hektik führt ja nicht selten dazu, dass wir das eigene Tempo erhöhen um schneller ans Ziel zu gelangen. Auch ich neige in stressigen Momenten dazu, die kleinen Auszeit-Momente und Verschnaufpausen zuallererst zu opfern, was eigentlich nur dazu führt, dass mir die Puste nur noch schneller ausgeht, weil keine Zeit zum Energie tanken da ist. Wenn die Langsamkeit im Alltag unerreichbar zu sein scheint, hole ich mich mehrmals täglich mit einer kleinen Übung auf den Boden der Tatsachen zurück: mindestens 3 x täglich tue ich eine Minute lang gar nichts. Diese kurzen aber echten Pausen sind manchmal alles was es braucht um Stress-Spiralen zu durchbrechen und einen wieder ins Hier und Jetzt zu katapultieren!
♥ Klarheit!
Um das beruhigende Gefühl zu haben, über ausreichend Zeit zu verfügen, muss ich mir diese Tatsache immer und immer wieder bewusst vor Augen führen. Zwei Wege führen für mich dabei zum Erfolg: a) berufliches und privates sauber zu trennen und b) ein guter Termin-Planer. Ich habe schon mit vielen Kalender- und Organizer-Systemen herumexperimentiert und bin kürzlich auf KLARHEIT gestoßen. Nach einigen Wochen mit diesem reizenden Kalender bin ich vollauf begeistert, denn das hübsche weiße Büchlein ist mehr als nur ein Kalender. Durch eine einfache und sehr durchdachte Struktur mit einem zusätzlichen Coachingteil gelingt es mir meinem Alltag das nötige Maß an Struktur zu geben und – mindestens ebenso wichtig – Erfolge sichtbar zu machen. Das motiviert ungemein und hinterlässt ein angenehmes Gefühl von Überblick und Zufriedenheit. Ich bin begeistert! Ach ja, sehr lesenswert und absolut wert ans Herz gelegt zu werden ist nicht nur der Klarheit-Kalender sondern auch der Klarheit-Blog!
♥ Singletasking!
Auch wenn es jahrelang anders propagiert wurde: Multitasking sorgt für Dauerstress und macht krank! Jahrelang habe ich versucht ein guter Multitasker zu werden, schließlich sagt man Frauen die Fähigkeit mehrere Dinge auf einmal zu tun, ganz besonders nach. Außer dem Gefühl von Erschöpfung, extremer Fahrigkeit und mittelmäßigen Resultaten ist eigentlich nie etwas dabei herausgekommen. Seitdem versuche ich die Dinge der Reihe nach zu erledigen. Klappt noch nicht immer, denn in turbulenten kämpft das Multitasker-Tier sich ab und zu an die Oberfläche zurück, aber immer besser.
♥ Zeit für Wichtiges schaffen!
Weil ich nach wie vor dazu neige, die Dinge von meiner Liste zu streichen, die keinen anderen Zweck erfüllen als wohltuend zu sein, bekommen diese einen festen Platz auf meiner To-Do-Liste beziehungsweise in meinem Kalender. Um eine neue Gewohnheit zu einem festen Ritual werden zu lassen braucht es Zeit und Ausdauer, aber das Durchhalten lohnt sich! Ganz egal ob ich feste Termine für eine Runde Yoga mit mir selbst vereinbare, oder mir meine Mittagspause für ein gutes Buch freihalte, viele kleine Momente sorgen auch für eine ordentliche Portion Wohlgefühl und Glück!
Zum Abschluss möchte ich noch ein wunderbares Zitat aus einem meiner Lieblingsbücher mit Dir teilen. Es stammt aus dem berühmten Kinderbuchklassiker „Momo“ von Michael Ende. In der Geschichte bringen die grauen Herren die Menschen dazu Zeit zu sparen und betrügen sie letztlich genau um diese, bis das kleine Mädchen Momo den Menschen die Zeit zurückbringt. Ein wunderschönes und unglaublich weises Buch!
„Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“
Wenn es Dir ähnlich wie mir geht, oder Du ein paar tolle Tipps für ein besseres Zeit-Gefühl und mehr Klarheit hast, freue ich mich von Dir zu hören!
Ich schmeiß jetzt ne Runde Zeit für uns alle!
Hab’s fein und bis zum nächsten Mal.
Allerliebst,
Birgit
Yvonne says
Ein toller Beitrag – danke für diese Tipps 🙂
Bei mir könnte der Tag momentan nämlich auch gerne 48 Stunden haben…
Das Zitat ist auch ganz wundervoll ♥
*bee says
Sehr gerne, liebe Yvonne!
Und JA, dieses Gefühl kenne ich nur all zu gut!
Viele liebe Grüße,
Birgit
Julia Erdbeerqueen says
Gerade wollte ich schreiben, dass es genau die Dinge sind, die in Momo eine Rolle spielen. Richtig traurig ist das. Ich habe Momo als Kind nie gelesen, aber es jetzt endlich mal nachgeholt.
Ich hoffe, dass deine kleinen Rituale etwas bringen und du dich wieder zufriedener fühlst 🙂
Aber irgendwie ist man schon immer auf 180…ich habe gerade direkt mal mein Smartphone in die Schublade gelegt 😉
Liebe Grüße
*bee says
Wow, prima!!!
Und auch bei mir liegt Momo gerade wieder auf dem Nachttisch ;-).
Allerliebste Grüße,
Birgit
Josefine says
Da sprichst Du mir aus dem Herzen 🙂 Vielen lieben Dank für diesen Post….
Ich hab mich auch lange Zeit im Jonglieren versucht, Familie, Haushalt, meinen Vollzeit-Job (Home-Office + Tourtermine) auf die Reihe zu bekommen. Auf der Strecke geblieben bin ich. Kein Zeit für Sport, keine Zeit für Freundinnen (höchstens sie begleiten mich mal zu den Abendterminen, aber da ist auch wenig Luft für einen Plausch) und ein ungutes Gefühl, ich nenne es mal auf bayerisch Grant, weil man zu nix kommt und nix schafft. Den Sommer über hab ich viel nachgedacht (auch weil es mir gesundheitlich nicht gut ging) und mir meine „Bausteine“ zurecht gelegt, mit denen ich bis jetzt ganz gut klar komme und die ich hier gerne teile:
* Den Perfektionismus ablegen * alles nur einmal anfassen (hilft mir beim abendlichen Aufräumen) * der Muße nachgeben (wenn es schön ist, bin ich mit dem Sohn nachmittags unterwegs, dann kommt das Büro abends dran – geht aber nicht immer….) * Essen nicht vergessen (bloß weil ich dem Buben eine tolle Brotzeit eingepackt hab, heißt es nicht, dass ich automatisch auch was zu essen habe) * Networken und um Hilfe bitten (z. B. mit unserer Putzfrau, die alle 14 Tage kommt, mit der Mama aus dem Kindergarten) * jeden Tag mittags 20 Minuten die Füße hoch (im Schlafzimmer mit Türe zu, hab ich meiner Mama versprochen) * jeden Morgen mit 10 Minuten Yoga beginnen (zu einem Kurs schaffe ich es schon irgendwann mal wieder, momentan bin ich abends platt) * und das Wichtigste: Je stressiger es ist umso langsamer mache ich alles. Ich schicke Dir ganz liebe Grüße an See – es ist immer schön, von Dir zu lesen, alles Gute für Dich, Josefine
*bee says
Liebe Josefine,
ich höre immer wieder gerne von Dir!
Vielen Dank für’s Teilen Deiner wertvollen Tipps, den einen oder anderen Ratschlag werde ich mir zu Herzen nehmen!
Alles Gute für Dich und bis zum nächsten Mal,
BIrgit
PS: Deine Lesetipps vom letzten Mal waren wundervoll!!!
Josefine says
Was mir noch gerade einfällt, wenn Dir Yoga gut tut…schau mal unter http://www.yogamour.de – da sind kurze Yoga-Videos, die richtig gut tun, für unterschiedliche Bedürfnisse und alle Stufen. Und noch kurz zum Lesen: Ich hab gerade alle drei Bücher von Joachim Meyerhoff verschlungen……Viele liebe Grüße, Josefine
Claudia says
Schöner Artikel☺Würde ich zu 100% unterschreiben. Mit hilft autogenes Training und Yoga, Yoga, Yoga……ommmmm, versuch’s doch mal. Es lehrt dich Achtsamkeit und innere Ruhe…..tut einfach nur gut
*bee says
Vielen Dank, liebe Claudia!
Yoga gehört auch zu meinen absoluten Favoriten, und ich arbeite daran ein paar Minuten täglich in meinen Tag einzubauen.
Viele liebe Grüße,
Birgit
Hiltrud says
Welches Buch ich dir sehr ans Herz legen kann ist das von Stefan Rechtschaffen „Du hast mehr Zeit als du denkst. Leider gibt es das Buch nur noch gebraucht, bei Amazon oder Ebay. Ich habe mehrere bereits gekauft, für mich und als Geschenke. Er spricht von Achtsamkeit und Rhytmuswechsel, um Zeit zu erleben.
Danke für all deine Beiträge, ich finde das, was du tust, wirkt immer sher liebevoll gemacht und wichtig genommen. Bleib so, liebe Grüße, 🙂
Kerstin says
Liebe Birgit,
du hast genau den Nagel auf den Kopf getroffen. Genau in dieser Situation befinde ich mich nun auch schon seit Wochen. Daher nehme ich diese Tipps nicht nur an, sondern werde sie in die Tat umsetzen. Jeden Tag ein bisschen mehr:) Herzlichen Dank.
Ganz liebe Grüße auch an Deine wundervolle Familie.
Kerstin