Ich werde häufiger mal gefragt wie es denn nun so ist, als mehr oder weniger frisch gebackene Mama von drei Kindern. Furchtbar stressig denken die einen, wundervoll quirlig meinen die anderen. Ein bisschen was von beidem ist’s wohl. Manches hat sich auch mit Töchterlein Nr. 3 kaum verändert, manch andere Dinge sind ganz neu. Heute plaudere ich ein bisschen über das Mamasein, über die schönen, die alltäglichen und auch ein wenig über die anstrengenden Momente…
Wenn es einen Trugschluss gibt über das Mamasein, dann ist es die Annahme, dass man mit jedem weiteren Baby ein wenig mehr Vollblut-Profi in Sachen Kinder und Belastbarkeit sein müsse. Das Erfahrungskonto verzeichnet jede Menge Erlebnisse die doch bestimmt einen dicken Schutzmantel über das manchmal zart besaitete Nervenkostüm legen, oder?
Manche Dinge sind tatsächlich einfacher geworden, andere muss man nach wie vor genauso akzeptieren wie sie sind: beispielsweise habe ich zwar 2 gesunde Arme, aber 3 Kinder, d.h, das sind mindestens ein paar Hände zuwenig. Um allen und allem gerecht zu werden, wurde mit dem Einzug des MiniMädchens die Mitbewohnerin ‚Perfektionismus‘ einfach so auf die Straße gesetzt. GUT GENUG ist jetzt mein neues PERFEKT, und diese neu gewonnene Einsicht, vereinfacht mein Leben ungemein. Ich würde sagen diese Erkenntnis ist fast die größte Errungenschaft, die mir mit Baby Nr. 3 geschenkt wurde. Das Haus blinkt und glänzt mal nicht? So what, es gab heute wohl wichtigere Dinge als aufräumen und Bäder schrubben. Das quengelige Baby lässt die Küche kalt bleiben? Wunderbar, der Italiener um die Ecke macht ganz köstliche Pizza, und die macht mindestens genauso satt und glücklich wie meine Cuisine. Zeit und Nerven reichen mal nicht für Playdates und nachmittägliches Bespannungsprogramm? Egal, denn draußen warten jede Menge Abenteuer, auch ohne meine Zutun, bzw. gerade deswegen.
Unser Haus ist immer prall gefüllt mit Leben – es gibt nichts schöneres und je nach Tagesverfassung, manchmal auch nicht schlimmeres. Wenn wir abends zu fünft am Tisch sitzen, dann fühlt sich das alles ganz besonders gut und richtig an. Auch wenn der Tag bis dahin mehr anstrengend als idyllisch war, am Tisch genieße ich jeden Moment davon und selten fühlte sich das Bild so vollständig an.
Es gibt aber auch einige Dinge, die werden auch bei Baby Nr. 3 nicht wirklich besser: noch nie hatte ich so sehr das Gefühl, mein Herz außerhalb des Körpers mit mir herumzutragen, wie jetzt als dreifache Mama. Jedes Kind macht nicht nur glücklicher, sondern immer auch ein klein wenig verletzlicher. Meine Seele könnte jetzt erst recht etwas mehr schützende Hornhaut vertragen, gegen all die kleinen und große Sorgen, Ängste und manch Fragezeichen, die man hin und wieder mit sich herumschleppt, sobald man die Verantwortung für ein oder mehrere kleine Wesen übernimmt.
Ach ja, und auch das gehört wohl dazu, zum Mami-Alltag: einige Dauerbrenner verlieren wohl niemals an Aktualität, und einige Mütter bleiben wohl für immer beratungsresistent (c’est moi!). Ich hätte es selber nicht geglaubt, dass es irgendwann mal wieder soweit sein würde, aber ich konnt’s auch dieses mal nicht lassen. Und das obwohl ich mir schon nach dem ersten und erst recht nach dem zweiten Kind geschworen habe, dieses mal die Finger davon zu lassen. Aber kürzlich gab es wieder diesen bekannten und beinahe schon vertrauten Verzweiflungsmomet, indem ich all meine Hoffnung zusammenkratzte und in ein vielversprechendes Buch über das Reizthema ‚Schlafen‘ steckte. Bzw. eigentlich eher über das NICHT-schlafen und darüber wie man einen Säugling ein klein wenig von den ungemeinen Vorteilen eines oder mehreren ausgedehnten Schläfchen überzeugen kann. Spätestens nach der Hälfte des Buches langweilte mich das Thema aber so sehr, dass das Buch in den Untiefen des Billyregals verschwand, genauso wie es den anderen Schlummer-Ratgebern damals auch ergangen ist. Jetzt muss ich mich wohl ein für alle mal damit abfinden, dass ich des Rätsels Lösung wohl nie erfahren werde. Mist.
In den nun bald 8 Jahren als Mama komme ich zu dem vorläufigen Schluss: es gibt nur ein Buch, dass man als frisch gebackene Mami unbedingt auf dem Nachttisch haben sollte. Weil es da hilft wo andere Bücher kläglich versagen, weil es jegliche Hysterie, Nervosität und Sorge verpuffen lässt, und weil ein paar Minuten mit diesem dicken Schmöker wirken, wie ein Aufmunterungsgespräch mit der besten Freundin…
Der kleine chinesische Junge im Bambus-Kinderwagen, Babies in Mooswindeln, Tragegurte aus Baumrinde, Bäder in Rauch statt Wasser, die Inuit-Mama die ihr Kind in der Kapuze ihres Fellmantels trägt – der sehr berührende Fotoband „Babys in den Kulturen der Welt“ (Gerstenberg Verlag) von Beatrice Fontanel und Claire d’Harcourt, lässt einen weit über den Tellerrand blicken. Zuzusehen wie in anderen Kulturen mit den Allerkleinsten umgegangen wird, wirkt manchmal vielleicht etwas befremdlich, gleichzeitig überdenkt man aber automatisch so manch westliche Vorstellung im Umgang mit unseren Babys, und da gibt es von Schlaftrainings bis Baby-Englisch ja so manches. Den Naturvölkern dabei zuzusehen wie sie das tun, was sie mit ihren Babys und Kindern schon seit Hunderten von Jahren tun, relativiert so manche Sorge darum ob man selbst wohl alles richtig macht. Was dann noch übrig bleibt, ist meist eine wohltuende Portion Intuition. Und die Ahnung, dass es ja sowieso schon in uns steckt: das Wissen um den für uns besten Weg.
Mir tut dieser weite Blick immer sehr gut, denn es bringt mich immer wieder zurück zu meinem Bauchgefühl, besonders dann, wenn ich es vielleicht gerade etwas aus den Augen verloren habe.
Und was braucht man denn mehr um eine gute Mama zu sein, als eine ordentliche Portion Bauchgefühl?
Und Du? Wie meisterst Du die vielen kleinen und großen Herausforderungen als Mama von einem, zwei, drei oder mehr Kindern? Ich freue mich über ein wenig geteiltes Mami-Wissen.
Allerliebst,
*bee
Wenke says
Hallo Bee,
ach schön wenns anderen auch so geht…schlafen fetzt doch so, ich verstehs auch nicht warum man da nachts immer nochmal gucken muss oder lieber nochmal ne Milch rauspresst…ich versuch unserem Söhnchen (4,5 Monate und über 9000gr „leicht“…nur stillen) jeden Abend klar zu machen das er die Nacht ohne größere Schäden überstehen würde…er glaubts mir nicht…ich habs aufgegeben mich aufzuregen, es ist halt zur Zeit so. Wir gucken auch öfters ob die vom Frühstücksfernsehn auch pünktlich sind (was soll man auch um solche Uhrzeiten machen, ohne die anderen zu wecken)….er freut sich aber auch so das man ja nicht mehr böse sein kann.
Ich hab eigentlich nur das Buch „Oje ich wachse“ was bei meiner Großen mir gut über die komischen Phasen geholfen hat….beim zweiten merkt man die Sprünge schon so, kann ich mehr lesen was für mich ist. Ansonsten schwören wir auf „Wickel & Co“!
Noch ein Tipp bezüglich kochen…finnische Ofenpfannkuchen ersparen stundenlanges ausbacken und schmecken außerdem noch viel besser…und Mama hat 25 min mehr Zeit 😉
Bis bald mal wieder!
Wenke
PS: Kirschkuchen mit Fertighefeteig schmeckt feinstens und hab ich schon 2 mal gemacht.
emmabee says
oh, liebe wenke…. wir sollten uns mal treffen zum gemeinsamen Früstücksfernsehn-Gucken-und-dabei-Krischtarte-mampfen… wäre sicherliche sehr lustig ;-)! „Oje, ich wachse“ nutze ich bei Töchterlein Nr. 3 auch noch, allerdings als App auf dem Handy..
…und deine finnischen Ofenpfannkuchen muss ich jetzt sofort googeln, die klingen absolut himmlisch!
allerliebste grüße und bis ganz bald mal wieder,
*bee